„(…) avec le droit d’édition“ –
Herausragende Werke von Aristide Maillol aus der Édition Vollard aus einer französischen Privatsammlung
In der Auktion „50 Lots – My Choice“ am 4. Dezember 2025 und „Moderne Kunst“ am 5. Dezember 2025 wird das Kunsthaus Lempertz dreizehn herausragende Plastiken von Aristide Maillol (1861-1944) anbieten. Diese Bronzen sind insofern etwas Besonderes, als sie mit zwei Ausnahmen aus der ersten, um 1902 einsetzenden Edition stammen, die der Kunsthändler und Verleger Ambroise Vollard (1866-1939) bei dem renommierten Gießer Florentin Godard (1877-1957) herstellen ließ. Erst die unter seiner Ägide hergestellten Bronzen verhalfen dem Bildhauer Maillol zu Bekanntheit, Ruhm und schließlich zu bedeutenden öffentlichen Aufträgen in Paris, Hagen, Weimar und später in Moskau. Unter den zum Aufruf kommenden Werken befinden sich berühmte und seltene Plastiken wie die beiden außergewöhnlichen Werke „Pendule, dite Deux Soeurs“ (Lot 6) und „Marteau de porte“ (Lot 37) sowie die bei Sammlern so beliebten „Baigneuse debout, deuxième version“ (Lot 119), die „Femme au crabe“ (Lot 120) und die „Femme accroupie“ (Lot 123).
Aristide Maillol gilt neben Auguste Rodin als der bedeutendste französische Bildhauer der Moderne. Der vom Mittelmeer, nahe der spanischen Grenze stammende Künstler hatte in Paris zunächst Malerei studiert. Um 1900 erregte er mit neuartigen Wandteppichen erste Aufmerksamkeit. Wie Ursel Berger in ihrem grundlegenden Beitrag über Maillol in der Galerie Vollard schreibt, arbeitete er um 1898 an kleinen Reliefs und Figurinen aus Holz oder Ton, während er die Stickarbeiten an seinen Tapisserien beaufsichtigte (Ursel Berger/Élisabeth Lebon, Maillol (re)découvert, sous la direction de Jean-Baptiste Auffret, Paris 2021, S. 11-28). Vermittelt durch den Maler Édouard Vuillard lernte Vollard in jener Zeit den noch weitgehend unbekannten Bildhauer kennen. Der wichtigste Pariser Kunsthändler erkannte sofort Maillols Potential und bot ihm an, seine Plastiken professionell in Bronze gießen zu lassen und über seine Galerie zu verkaufen. Über diese Begebenheit schreibt Vollard in seinen Memoiren: „Ich war bei Maillol im Atelier, als er eben eine Holzstatuette vollendete. Da kam mir ein neuer Gedanke: ‚Wollen wir nicht einen Bronzeabguß davon machen lassen‘, fragte ich ihn. ‚Einen Bronzeguß?‘ erwiderte der Bildhauer. ‚Vertrauen Sie mir die Figur an, ich veranlasse alles Weitere‘. Maillol war einverstanden, und so brachte ich die erste Bronze heraus, der noch viele weitere Stücke folgen würden.“ (zit. nach Berger/Lebon 2021, S. 11).
Am Beginn ihrer langen und erfolgreichen Zusammenarbeit stand 1902 die erste Ausstellung von Maillol-Bronzen in der Galerie Vollard. Mit 33 Werken, darunter Tapisserien, kunstgewerbliche Arbeiten und frühe Reliefs sowie Kleinplastiken aus Gips, Holz und Bronze, bot sie einen Überblick über sein damaliges Schaffen. Diese Präsentation machte Maillol auf einen Schlag bekannt. Noch im selben Jahr schloss Vollard den ersten Vertrag mit dem Künstler: „Vendu à Monsieur Ambroise Vollard éditeur, 6 rue Lafitte Paris, par Monsieur Aristide Maillol artiste sculpteur les objets suivants en toute propriété et avec le droit d’édition.“ (zit. nach Berger/Lebon 2021, S. 12). Vollard kaufte also mehrere Werke von Maillol und erwarb für diese gleichzeitig das Editionsrecht. 1905 folgte ein zweiter Vertrag über weitere „sept statuettes“. In beiden Vereinbarungen war genau festgelegt, für welche Kleinplastiken Vollard die Rechte erworben hatte. Nur diese Werke durfte er gießen lassen, verkaufen und ihr Editionsrecht auch weitergeben, etwa an Alfred Flechtheim in Berlin oder Erhard Weyhe in New York.
Vollard hatte das Editionsrecht für insgesamt 22 Maillol-Bronzen, die er bei dem damals noch jungen Gießer Florentin Godard im Sandgussverfahren in unlimitierten Auflagen herstellen ließ. Während wenige Arbeiten aus der Zeit vor 1900 stammten, schuf Maillol die meisten Werke speziell für diese Edition. Wie Ursel Berger nachweisen konnte, fertigte Maillol zunächst eine Tonfassung und anschließend einen Gipsabguss an. Dieser bildete für Godard das Modell für den Bronzeguss, den er – wie es für seine Werkstatt üblich war – weder mit einem Gießerstempel noch mit einer Nummerierung versah. Abgesehen von Bronzen fertigte Godard auch Terrakotten an. Eine dieser Statuetten, wahrscheinlich eine Fassung der „Femme accroupie“, hält Vollard auf dem bekannten Renoir-Porträt in den Händen. Godard war für Vollard und Maillol der bevorzugte Gießer gewesen, weil er für seine Bronzen einen eigenen Stil entwickelt hatte. So waren seine Bronzen weder grob noch besonders delikat ausgearbeitet, sondern entsprachen in ihrer reduziert ausformulierten Oberflächenbehandlung und edlen Patinierung am ehesten der künstlerischen Idee Maillols.
Die Maillol-Vollard-Bronzen sind zu 90% Godard-Erzeugnisse und es waren seine Güsse, die den Ruhm des Bildhauers begründeten. Noch zu Lebzeiten Maillols waren es die frühen Güsse seiner Werke, die seit 1905 in die wichtigen deutschen und französischen Museen, darunter die Nationalgalerie Berlin, die Kunsthalle Bremen und das Musée du Luxembourg, Paris, gelangten. Gleiches gilt für die privaten Sammler Harry Graf Kessler, Karl Ernst Osthaus, Octave Mirbeau, Julius Meier-Graefe, Carl Sternheim und Iwan Abramowitsch Morosow – sie alle besaßen Maillol-Bronzen aus der Édition Vollard. Bis heute prägen diese Bronzen die Vorstellung vom Schaffen Maillols.

Auktionsdaten
50 Lots – My Choice – Jubiläumsauktion Henrik Hanstein
Auktion
Donnerstag 4. Dezember 2025
18 Uhr | Lot 1 – 50
Vorbesichtigung
Samstag 29. November 10 – 16 Uhr
Sonntag 30. November 11 – 16 Uhr
Montag 1. Dezember – Mittwoch 3. Dez. 10 – 17.30 Uhr
Vernissage mit Cocktail
Freitag 28. November 18 Uhr
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MÜNCHEN
In Auswahl
St.-Anna-Platz 3, 80538 München
Montag 10. November 10 – 17 Uhr
Dienstag 11. November 10 – 17 Uhr
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BERLIN
In Auswahl
Poststr. 22, 10178 Berlin-Mitte
Vernissage Donnerstag 13. November 18 Uhr
Freitag 14. November und Samstag 15. Nov. 10 – 17 Uhr

