Kunst aus einer rheinischen Privatsammlung

1918 - 1933 Kunst aus der Zeit zwischen den zwei großen Kriegen des 20. Jahrhunderts. Dieses Frühjahr 2018 kommen 66 Objekte einer privaten Sammlung in unsere Auktion Moderne Kunst.

 

Die Genese der im Folgenden angebotenen geschlossenen Sammlung von 66 Kunstwerken aus Privatbesitz (Lose 288-353) liegt in einer sehr persönlich bestimmten Auswahl von Kunst und Künstlern eines bewegten wie schicksalhaften Zeitabschnittes zwischen 1918 und 1933: zwischen dem Ende des I. Weltkrieges, der sich 2018 zum 100. Male jährt, der Revolution und der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Sie setzten der nach dem Zusammenbruch 1918 sich entwickelnden, unruhig bewegten Kulturblüte der 1920er Jahre bekanntlich ein jähes Ende. 

 

Ein geographischer Schwerpunkt ergab sich für die vorliegende sammlerische Auswahl in der Kunst des Rheinlandes. Hier entwickelte und konzentrierte sich eine bekannte Schar von Künstlern, die in der Tradition rührigen, kunstpolitischen Sendungsbewusstseins und weithin nach Deutschland ausstrahlend für die „Moderne“ gefochten hatte. Auf der berühmten Rheinschiene Bonn- Köln-Düsseldorf war schon 1912/1913 die im Westen epochale Sonderbundausstellung initiiert worden, und die vermittelnden Aktivitäten von bedeutenden Persönlichkeiten wie Karl Ernst Osthaus und Alfred Flechtheim hatten der modernen Kunst die notwendige Öffentlichkeit verschafft. Die nach dem Krieg 1918 im Kölnischen Kunstverein von Walter Cohen, damals Assistent am Düsseldorfer Kunstmuseum, organisierte Ausstellung „Das junge Rheinland“ (bezeichnenderweise „August Macke zum Gedächtnis“), knüpfte quasi an die 1913 in Bonn veranstaltete Ausstellung „Rheinischer Expressionisten“ an. Sie wurde namensgebend für die im Februar 1919 in Düsseldorf gegründete Künstlervereinigung „Das junge Rheinland“ und die von 1921-1922 erscheinende Zeitschrift, die als Organ redaktionell vom jungen Gert Wollheim betreut wurde. Düsseldorf vereinigte und konzentrierte in diesem Zeitraum bis 1924/1925 beispielhaft eine neue Generation von Künstlern, die sich nicht zuletzt gestützt, begleitet und vertreten fühlten von erfolgreichen händlerischen Initiativen: von dem neuen „Graphischen Kabinett von Bergh & Co“ des Arztes und Mäzens Dr. Hans Koch, 1918 eröffnet, von der von Flechtheim 1919 wiederer- öffneten Galerie in der Königsallee, von der Ausstellungs- und Verkaufstätigkeit der Johanna Ey, die einen besonderen Kreis künstlerischer, revolutionärer Avantgarde um sich scharte und sehr erfolgreich vermittelte.

 

Die Sammlung vereint in ihrer privaten, wenn auch nicht immer systematischen, Auswahl somit beispielhaft die Breite der künstlerischen Positionen, von Expressionismus, Kubismus, Abstraktion bis hin zu den Brüchen mit der älteren Vorkriegsavantgarde französischer Prägung durch Dadaismus, Surrealismus, Primitivismus, Verismus und Neue Sachlichkeit. Neben Landschaft und Stillleben ist es vor allem das Porträt, das Menschen- und Figurenbild, das sich motivisch in seinen Abwandlungen vergleichen ließe und an dem die stilistischen Veränderungen und Inhalte manifest werden. Faszinierend auch, dass trotz aller politischen und kunstpolitischen Gärung in dieser Zeit, nicht der Kollektivgedanke, sondern letztlich die künstlerische Individualität und Qualität das Ausschlaggebende blieb – insofern stehen die versammelten Künstler, darunter u.a. August Macke, Alexander Kanoldt, Walter Ophey, Walter Gramatté, F.W. Seiwert, Gert Wollheim, Otto Griebel, Werner Scholz, Hannah Höch und der Belgier Oscar Jespers mit ihren Werken stellvertretend für die Ideale, Kämpfe und persönlichen Künstlerschicksale in dieser Zeit.