Nam June Paik: Kunst, Medien und Geschichte – Werke des Videokunst-Pioniers im Fokus

Eine Begegnung von Kunst, Fernsehen und Ikonen des 20. Jahrhunderts 

Am 12. April 1984 erlebte das deutsche Fernsehpublikum ein ungewöhnliches Experiment: Während der Talkshow „Bei Bio“ ließ Alfred Biolek den koreanischen Videokünstler Nam June Paik live eine Installation erschaffen. Die Arbeit, die später als Baum der Versuchung bekannt wurde, verband Publikum, Technologie und Kunst auf eine bis dahin ungekannte Weise. 

Diese und weitere Arbeiten des „Vaters der Videokunst“ stammen aus der Sammlung von Wulf Herzogenrath, einem langjährigen Wegbegleiter und Förderer von Paik. 

Ein ikonischer Moment: Baum der Versuchung 

Mit Baum der Versuchung setzte Nam June Paik seine Idee der „sozialen Plastik“ in die Tat um und brachte das Publikum aktiv in den Schaffensprozess ein. Unter einem künstlichen Baum schwenkten Zuschauer während der Sendung grüne Karten, auf denen mithilfe der „Blue Fox“-Technologie bearbeitete Ausschnitte aus Paiks Global Groove von 1973 sichtbar wurden. Die farbenprächtigen und hypnotischen Bilder, die am Baum die Äpfel ersetzten, sollten die Faszination und Verführungskraft der Medien symbolisieren. 

Die Installation wird zusammen mit vier dieser Originalkarten versteigert, von denen eine signiert ist. Der Baum, das Publikum und die Technologie verschmolzen zu einem einzigartigen Werk, das die Beziehung zwischen Kunst, Konsum und Interaktion hinterfragt.

Marilyn Monroe und die Medienkritik 

Ein weiteres Highlight ist Erinnerungen an das 20. Jahrhundert, eine Arbeit, in der Marilyn Monroe im Mittelpunkt steht. Die Installation reflektiert die zerstörerische Kraft der Medien, die Monroes öffentliche Persona als verführerische Blondine unsterblich machte, während sie selbst darum kämpfte, dieses Image hinter sich zu lassen. 

Für Paik war dieses Werk von besonderer Bedeutung. Es wurde in Ausstellungen wie 1999 in der Kunsthalle Bremen und 2019 in der Akademie der Künste in Berlin präsentiert. Die Arbeit zeigt Paiks Auseinandersetzung mit dem Einfluss der Medien auf historische und persönliche Narrative. 

Seltene Werke aus der Herzogenrath-Sammlung 

Mit der Auswahl an Werken aus der Sammlung Wulf Herzogenrath zeigt sich die Bandbreite von Nam June Paiks Einfluss auf die zeitgenössische Kunst. Seine innovativen Ideen zu Technologie, Medien und gesellschaftlicher Teilhabe wirken bis heute nach – und bieten einen faszinierenden Einblick in die Ursprünge der Videokunst.