Murillos Rosenkranzmadonna für das Kloster Carmen Calzada in Sevilla

Über 150 Jahre schmückte Murillos Rosenkranzmadonna die Sakristei des Klosters Carmen Calzada in Sevilla. Die lebensgroße Figur der Madonna sitzt mit dem Jesusknaben auf ihrem Schoß vor dem Betrachter, der Jesusknabe blickt aus dem Bild und hält den Rosenkranz in seinen Händen. Das Thema war vor allem im Barock höchst populär, nachdem Papst Pius V. im Jahr 1571 im Andenken an die Schlacht von Lepanto das Rosenkranzfest gestiftet hatte.

Der Vergleich mit einer der zahlreichen Darstellungen des Themas, etwa mit Luca Giordanos Gemälde in Neapel, verdeutlicht, was Murillo mit seinem Werk intendierte. Bei Luca Giordano überreicht die Gottesmutter einem Mönch den Rosenkranz, dieser blickt mit Ergriffenheit auf den Rosenkranz, den er entgegennimmt. Im Gemälde von Murillo nimmt der Betrachter die Rolle des Mönchs ein, wurde seine Rosenkranzmadonna doch für das Koster der Karmeliten geschaffen. Die Mönche sahen es täglich in ihrer Sakristei, ihnen reicht die Muttergottes, die aus dem Bild hinausblickt, den Rosenkranz. Es handelt sich um eine intime Zwiesprache des Betrachters mit der Madonna und dem Jesusknaben. Diese Intimität und Unmittelbarkeit der Darstellung dürfte es auch gewesen sein, was die frühen englischen Besitzer an diesem Gemälde begeisterte.