Fragen an Manfred Müller

Interview mit dem gebürtigen Düsseldorfer Künstler Manfred Müller. Zwei seiner Werke kommen in unserer Auktion lempertz:projects zum Aufruf.

 

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

MM: Ich war als Teenager Nachbar von Joseph Beuys in der Drakestraße, Oberkassel. Mit neugierigen Blicken durfte ich dann doch mal meine Nase in sein Studio stecken. Als aufgeschlossen kann ich ihn nicht bezeichnen, aber meine Fragen wurden mit knappen Sätzen beantwortet. Mit 18 Jahren bei der Eröffnung seiner Ausstellung in der Alfred Schmela Galerie tauchte ich zum ersten Mal in die Welt des Kunstbetriebs ein. Das war wohl ein Schlüsselerlebnis, was mich zur Kunst hinbrachte.

Wie sehr sind Ihre Arbeiten durch Ihre Lehrer bzw. Ihr Umfeld geprägt?
MM: Ich war Meisterschüler bei Erwin Heerich an der Kunstakademie Düsseldorf. Sein konstruktivistisches Werk hat mich natürlich sehr beeinflusst. Das Methodische, das Analytische ist ganz klar in meinen großen Werkreihen zu sehen, aber auch der eminente Einfluss von Joseph Beuys und das kühle, distanzierte photographische Werk von Hilla und Bernd Becher sind für mich immer sehr prägend gewesen. Die Nähe zum Städtischen, Industriellen des Ruhrgebietes waren genauso beeindruckend wie die Ruhe der Landschaften des Niederrheines.

Die Auseinandersetzung mit dem Fremden hat einen Einfluss auf die eigene Identität und das künstlerische Werk.

Welche Künstler und/oder Kunstwerke haben Sie geprägt oder beeindruckt?
MM: Neben den oben genannten waren das Erhard Walther, dann aber auch die Amerikaner wie z.B. Joel Shapiro, Richard Serra, Robert Motherwell, das skulpturale Werk von Cy Twombly, aber auch der spanische Bildhauer Julio González.

Wie würden Sie die Kunst, die Sie machen, beschreiben?
MM: Ich würde meine Skulpturen, als Arbeiten bezeichnen, die von der Konstruktion her in einer architektonischen Kategorie anzusiedeln sind. Die festen Materialien, die im Kontext des Raumes zu sehen sind, bilden eine Phänomenologie von Kunst und Architektur. Die Recherchen zu diesen großen Werkreihen können malerischer, zeichnerischer und plastischer Natur sein. Auf der einen Seite sind diese Arbeiten auch für sich genommen autonome konzeptionelle  Arbeiten.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Was zeichnet Ihre Kunst aus?
MM: Der Stil ist zeitgenössisch, abstrakt mit dem Versuch, die Idee der Skulptur weiter voranzutreiben. Seit 20 Jahren pendle ich zwischen Los Angeles und Düsseldorf und diese Auseinandersetzung mit dem Fremden hat einen Einfluss auf die eigene Identität und das künstlerische Werk. Komplexität, Vielschichtigkeit, Missverständnisse werden besser erklärbar und mein eigener künstlerischer Autonomiebegriff wird dadurch erweitert. Zum neuen Autonomiebegriff: Politikkritisch, selbstorganisiert und eigenen humanitären sowie künstlerisch utopischen Zielen verpflichtet.

Wo finden Sie Inspiration?
MM: Alles kann mich überall und jederzeit inspirieren.

Aus welchen Gründen wählen Sie die Technik mit der Sie arbeiten? Sehen Sie für sich bestimmte Vorteile des Medium bzw. wie definieren sich Ihre Arbeitsschritte?
MM: Ich liebe Materialien, die sich auch verflüchtigen können, nicht auf immer und ewig unverändert dastehen und eine gewisse Banalität und Alltäglichkeit haben. Mag aber auch die festeren Materialien, die natürlich eine ganz andere Logistik brauchen, wie beispielsweise Bronze oder Stahl. Die Praktikabilität ist natürlich ein großer Vorteil bei der Arbeit mit Papier. Die Arbeitsschritte sind methodisch, konzeptionell.

Wie sieht Ihre Ateliersituation aus?
MM: Ich habe für das Privileg gekämpft zwei Arbeitsräume zu haben. Ein Atelier befindet sich in Los Angeles und eines in Düsseldorf. Beide Arbeitssituationen erlauben mir, mein künstlerisches Programm voll zu entwickeln. Die Lichtsituation an der Westküste Amerikas ist eine völlig andere, als die in Deutschland. Die Kombination der künstlerischen Heimat in Düsseldorf und die Lichtspiritualiät meines Ateliers in Los Angeles, bereichert meine künstlerische Auseinandersetzung.

Welche war für Sie die wichtigste Ausstellung 2016?
MM: In Los Angeles war es die Doug Aitken Ausstellung Electric Earth im Geffen Contemporary at MOCA. In Düsseldorf war es Agnes Martin. Eine Retrospektive in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Welches war das erste Kunstwerk, dass Sie verkauft haben?
MM: Das war eine konzeptionelle Graphitzeichnung aus dem Rheinzyklus 1982, verkauft während meines Aufenthaltes in der Cité des Artes in Paris.

Ich liebe Materialien, die sich auch verflüchtigen können, nicht auf immer und ewig unverändert dastehen.

Sammeln Sie selber Kunst? Welches war das erste Kunstwerk, das Sie gekauft haben?
MM: Ja, das waren lateinamerikanische Zeichnungen von Francisco Toledo, Mexiko.

Stehen Ausstellungen oder Projekte für dieses oder nächstes Jahr an?
MM: Ich stecke gerade in der Vorbereitung der Ausstellung, die am 25. Februar in der Rose Gallery in Los Angeles eröffnen wird. Weitere Einzelausstellungen in der Galerie Karsten Weigmann in Düsseldorf eröffnet am 26. März (Preview 25. März). Im Spätsommer dieses Jahres ist eine Ausstellung in meiner Galerie in Antwerpen geplant. Das Eröffnungsdatum steht noch nicht fest. Ich arbeite außerdem an der konzeptionellen Vorbereitung für eine Gruppenschau, die in der Düsseldorfer Kunsthalle 2018 eröffnet werden soll.

Woran arbeiten Sie im Moment?
MM: Ich arbeite im Moment in beiden Studios an mittelformatigen Werken für die kommenden Ausstellung.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
MM: Mein Ziel ist, dass ich die Bedingungen der Produktion insofern verbessert, als dass ich mehr Raum habe, selbst organisiert und den eigenen humanitären sowie künstlerisch utopischen Zielen verpflichtet arbeiten zu können.

lempertz:projects

Die Werke von Manfred Müller werden im Rahmen unserer Auktion lempertz:projects versteigert.

lempertz:projects ist ein neues Auktionsformat; 2017 wird es zum ersten Mal stattfinden und als Sonderauktion unser diesjähriges Auktionsangebot zeitgenössischer Kunst verstärken.