Emil Karl Rau

Emil Rau studierte in Dresden und München

Emil Rau wurde am 29. November 1858 in Dresden geboren. Der Sohn des sächsischen Hoflithografen Carl Emil Rau kam über seinen Vater schon in Kindertagen mit der bildenden Kunst in Berührung und fasste früh den Entschluss, Maler zu werden. Zu diesem Zweck begann er 1875 sein Studium an der Kunstakademie Dresden bei dem deutschen Historienmaler und Porträtisten Leon Pohle (1841–1908) und bei dem belgischen Historienmaler Ferdinand Pauwels (1830–1904). 1979 zog Emil Rau nach München, wo er sein Studium an der Königlichen Akademie der Künste fortsetzte, zunächst bei dem deutschen Maler Wilhelm von Lindenschmit dem Jüngeren (1829–1895), dann bei dem österreichisch-ungarischen Künstler Sándor Wagner (1838–1919). Nach dem Abschluss seines Studiums ließ er sich 1883 als freischaffender Maler in der bayerischen Landeshauptstadt nieder.

Internationale Ausstellungserfolge und Ehrungen

Emil Rau feierte bereits zu Beginn seiner Karriere als freier Maler in den 1880er-Jahren große künstlerische Erfolge und konnte seine Werke auf internationalen Ausstellungen in Dresden, Berlin und Wien präsentieren. In München strömten die Menschen für seine ab 1890 jährlich stattfindenden Bilderschauen in den noch jungen Glaspalast, der erst vier Jahre vor der Geburt des Künstlers errichtet worden war. Im Jahr 1889 wurde ihm in London eine große goldene Medaille zuerkannt. Emil Rau veröffentlichte seine Bilder auch in der damals vielgelesenen Zeitschrift Die Gartenlaube, die als Vorläufer der modernen Illustrierten gilt und als erste deutsche Publikation ein Massenpublikum erschloss. Rau erwies sich zu Lebzeiten als außerordentlich produktiver Künstler, der die hohe Nachfrage nach seinen Kunstwerken mit ungebrochener Frische zu befriedigen wusste. Aufgrund ihres meist sehr kompakten Formats fanden die Bilder Emil Raus ihren Weg in zahlreiche Bürgerstuben und werden heute noch häufig als preisgünstige Drucke nachgefragt, während die Originale als begehrte Sammlerstücke gelten.

Ländliche Motive prägen das künstlerische Oeuvre

Emil Rau war besonders auf dem Gebiet der Genremalerei erfolgreich, wobei er sich bevorzugt ländlichen Motiven zuwandte und den Alltag der einfachen Bevölkerung mit hohem Einfühlungsvermögen äußerst lebendig und variantenreich darstellte. Mit der Wahl seiner Motive löste sich Emil Rau von der Prägung seines Lehrmeisters Lindenschmit und dessen Schule und wandte sich mehr dem Kreis um den österreichisch-bayerischen Genremaler Franz Deffregger (1835–1921) zu. Neben seiner ausgeprägten Beobachtungsgabe und seinem hohen Einfühlungsvermögen besaß der Künstler auch einen großen Einfallsreichtum, der ihn befähigte, die einzelnen Elemente seiner Bilder immer wieder neu zu kombinieren und zu variieren, so dass sein Oeuvre eine breite Palette an einzigartigen Kunstwerken umfasst und sich in seiner Motivwahl nicht abnutzt. Seine Figuren bestechen nicht nur durch ihre Natürlichkeit, sondern auch durch eine sorgsam studierte und fein ausgearbeitete Physiognomie.

Emil Rau starb am 15. November 1937 in München, zwei Wochen vor seinem 79. Geburtstag.