Lothar Quinte

Lothar Quinte wurde am 13. April 1923 im oberschlesischen Neisse geboren. Er war das zweite von fünf Kindern und lebte seit seinem vierten Lebensjahr mit seiner Familie in Leipzig, wo er den sächsischen Dialekt annahm, den er ein Leben lang sprach. Als Sohn eines Buchhalters stammte er aus einfachen Verhältnissen; an Abitur oder Studium war nicht denken, weshalb er von 1937 bis 1941 eine Malerlehre absolvierte. Im Anschluss meldete er sich im Alter von 18 Jahren freiwillig bei den Fallschirmjägern und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung hielt sich Lothar Quinte mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, versuchte sich als Puppenspieler und besuchte schließlich von 1946 bis 1951 die Bernsteinschule, eine private Kunstschule im Kloster Bernstein bei Sulz am Neckar, wo er zunächst bei Hans Ludwig Pfeiffer (1903–1999) und dann bei HAP Grieshaber (1909–1981) studierte. In dieser Zeit leitete Lothar Quinte auch eine kleine Schattenspieltruppe, mit der er auch experimentelle Filme drehte, die mit Jazzmusik unterlegt wurden.

Lothar Quinte heiratete 1948 seine erste Frau Herta Schmidhuber, mit der er drei Kinder bekam, darunter die Filmemacherin Mirjam Quinte (*1952). Dem übermächtigen Vorbild seines Lehrers Grieshaber versuchte er eigene Akzente entgegenzusetzen, indem er sich an den Künstlern des Informel orientierte: Jean Fautrier (1898–1964), Hans Hartung (1904–1989), Pierre Soulages (1919–2022) und Wols (1913–1951). Erstes Aufsehen erregte er mit seinen Schattenspielen Kaleidoskop und curriculum vitae, die er 1954 in Zusammenarbeit mit Kurt Frank (1926–1995), Emil Kiess (*1930), Heinz Schanz (1927–2003) und Hans-Günter Schmidt (1926–1993) auf dem internationalen Filmtreffen Bad Ems präsentierte. 1955 wurde sein Stück Schatten-Jazz und Don Casparo in Karlsruhe uraufgeführt. In der Folge erhielt Lothar Quinte zunehmend Aufträge aus öffentlicher Hand, wie die Gestaltung des Emporenfensters für die Bonifatius-Kirche in Metzingen und Glasfenster für die Kirchen Groß Schönach und St. Augustinus in Esslingen-Zollberg.

Lothar Quinte war seit 1957 Mitglied im Deutschen Künstlerbund, von 1959 bis 1960 lehrte er als Gastdozent an der Werkkunstschule Krefeld. 1962 heiratete er seine zweite Frau, die Galeristin und Grieshaber-Schülerin Helgard Müller-Jensen (*1939), die seine Begabung früh erkannte und mit der Organisation von Ausstellungen zu seiner wachsenden Bekanntheit beitrug. In den 1960er-Jahren besserten sich allmählich Lothar Quintes finanzielle Verhältnisse, 1963 schuf er für den Lübecker Dom das dreiteilige Westfenster, 1965 das Wandbild für das Stadttheater Bonn. Eine Schaffenskrise Mitte der 1970er-Jahre bewegte ihn zu einer halbjährigen Reise nach Ägypten und Indien, was 1980 zu der Errichtung eines Ateliers im indischen Goa führte. 1987 heiratete er seine dritte Frau, die Künstlerin Sibylle Wagner (*1952). Für sein künstlerisches Werk erhielt Lothar Quinte Preise und Auszeichnungen, darunter 1956 den Kunstpreis Junger Westen, 1965 den 2. Burda-Preis für Malerei, 1993 den Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen und 1997 den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen.

Lothar Quinte starb am 29. Juli 2000 in Wintzenbach, Frankreich.