Amelie von Wulffen

Amelie von Wulffen wurde 1966 in Breitenbrunn geboren. Sie studierte von 1987 bis 1994 an der Akademie der Bildenden Künste München bei dem Schweizer Künstler Daniel Spoerri (*1930) und dem deutschen Bildhauer und Objektkünstler Olaf Metzel (*1952). Zu Beginn ihrer Laufbahn arbeitete Amelie von Wulffen häufig mit anderen Künstlern zusammen, später besann sie sich zunehmend auf eigene und individuelle Konzeptionen. In den 1990er Jahren begann sie damit, ein ebenso eigenwilliges wie konzeptionell faszinierendes Werk zu entwickeln, in das sie sich selbst als Schöpferin miteinbezieht. Ihre eigene Geschichte wird mit der Geschichte der Welt verknüpft, in ästhetischer Hinsicht setzt die Künstlerin dabei auf bewusste Kontraste, Stilbrüche und unerwartete Kombinationen. Oft entstehen ganze Bildzyklen, in denen Amelie von Wulffen ihre Themen, die fast immer mit den verschiedenen Dimensionen des Begriffs Familie zu tun haben, mit viel Witz und Einfallsreichtum abhandelt. Die Erwartungen des Publikums werden dabei nicht erfüllt, sondern geschickt unterlaufen.

Amelie von Wulffen arbeitet vorwiegend mit Collagen, Zeichnungen und fotografischen Überblendungen. Im Hintergrund steht ihre Biografie, die sie in einem Gemisch aus Rekonstruktion und Traumvision zu unverwechselbaren Bildern verarbeitet. Die dargestellten Wirklichkeiten bestehen aus Widersprüchen, die von der Künstlerin geschickt miteinander verwoben werden und auch Zitate aus der Popkultur miteinbeziehen. Das kann zugleich hintergründig, verwirrend und witzig sein, wie die unter Inkontinenz leidende Biene Maja als persiflierte Kindheitserinnerung oder sonstige anthropomorphe Tiere, aber auch klavierspielende Tentakelmonster und der Schauspieler John Travolta. Unterschiedliche Malstile aus der langen Kunstgeschichte kommen ebenso zur Geltung wie politische Reflexionen der Zeitgeschichte. Seit 2011 gehören auch künstlerische Comics zum Oeuvre von Amelie von Wulffen. In diesen erlebt sie selbst surreale Situationen, begegnet Goya, selbstverliebten Künstlerkollegen und hat Oralsex. Letzteres führt dazu, dass ihr Ausstellungen mitunter etwas peinlich sind, wenn sie neben einem derart expliziten Selbstporträt steht.

Amelie von Wulffen beschickte verschiedene Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland: 2005 stellte sie im Centre Georges Pompidou in Paris aus, 2015 in der Pinakothek der Moderne in München, außerdem nahm sie an den Gruppenausstellungen Tauchfahrten (2005) und Made in Germany (2007) teil. Sie vertrat Deutschland auf der 50. Biennale Venedig und der Manifesta 5 und machte sich damit einen internationalen Namen. Für ihre Kunst erhielt Amelie von Wulffen Preise und Auszeichnungen, darunter den Villa-Romana-Preis im Jahr 2000, den ars-viva-Preis im Jahr 2002 und den 3. Kunstpreis Ruth Baumgarte im Jahr 2016. Von 2006 bis 2011 lehrte sie als Professorin für Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien.

 

Amelie von Wulffen lebt in Berlin.