Thomas Zipp

Thomas Zipp - Späte Entscheidung für die Kunst, Studium bei Thomas Bayrle

Thomas Zipp wurde 1966 in Heppenheim an der Bergstraße geboren. Seine künstlerische Ausbildung begann Zipp vergleichsweise spät: Erst als Mittzwanziger studierte er von 1992 bis 1998 an der Städelschule in Frankfurt am Main bei seinem Namensvetter Thomas Bayrle, außerdem besuchte er die Slade School of Fine Art in London. Gleichzeitig spielte Zipp zu dieser Zeit Schlagzeug in verschiedenen Musikgruppen, darunter die Punkband The Swunk, die er selbst gemeinsam mit zwei Freunden gegründet hatte. Zwar kam es zur Veröffentlichung mehrerer Eigenproduktionen, doch gelang nie ein kommerzieller Erfolg. Nach dem Abschluss seines Studiums widmete sich Thomas Zipp nur noch der bildenden Kunst und konnte sich gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends als neuer Stern am Himmel der Moderne etablieren. Im Jahr 2006 übernahm er eine einjährige Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, seit 2008 lehrt er in Berlin als Professor für Malerei und Multimedia an der Universität der Künste.

Rege Ausstellungstätigkeit, Durchforsten der menschlichen Abgründe

Thomas Zipp kann auf eine lange Ausstellungshistorie zurückblicken, die im Jahr 1995 mit der Teilnahme an Gruppenausstellungen in Berlin und Frankfurt beginnt. Mehrmals stellte er gemeinsam mit seinem Malerkollegen Thilo Heinzmann aus, inzwischen widmen ihm zahlreiche Galerien in Europa und den USA eigene Ausstellungen, seine Werke waren unter anderem in London, New York, Kopenhagen, Glasgow und Gstaad zu sehen. Thomas Zipp nutzt die ihm gebotene Plattform für seine intensiven, mitunter komplexen Fragestellungen, die dem Publikum einiges abverlangen und die ihm seitens der Rezipienten auch schon den Beinamen »Psychonaut der Kunst« eingebracht haben. Seine Kunstwerke, die häufig weit über bloße Gemälde hinausgehen und ganze Installationen umfassen, zeichnen regelrechte Psychogramme der menschlichen Befindlichkeit, spielen mit spannungsreichen Paarungen wie Lüge und Wahrheit, Gut und Böse, Grenze und Grenzüberschreitung. Zipp lotet mit seinen Bildern und Installationen die dunklen Abgründe der Seele nicht nur aus, manchmal stürzt er sich regelrecht in sie hinein und überlässt es seiner Muse, ob sie ihn auch wieder aus diesen Schluchten hinausführt.

Thomas Zipp verwandelte die Biennale von Venedig in ein Irrenhaus

Thomas Zipp beschäftigt sich in seinen ausdrucksstarken Gemälden und raumfüllenden Installationen häufig mit dem existenziellen Bezug des Individuums zu dem anonymen Kollektiv, in das dieses gestellt ist. Dabei kommt es immer wieder zu Verweisen auf religiöse, politische und mythologische Motive, das Werk von Thomas Zipp ist durchzogen von einem Netz an Symbolen und Hintersinnigkeiten; geradezu spektakulär mutete sein Beitrag zur 55. Biennale von Venedig an: Einen ganzen Pavillon verwandelte der Künstler in ein düsteres Asyl für Geisteskranke, in dem der Wahnsinn zur Alltagserfahrung wird und die einzelnen Räume zu einer geheimnisvollen, mitunter satirischen Erzählung. »Comparative Investigation about the Disposition of the Width of a Circle« lautet der etwas sperrige Titel unter Bezugnahme auf einen Song von David Bowie.

Thomas Zipp lebt und arbeitet heute vorwiegend in Berlin.