Marc Riboud

Marc Riboud - Dekorierter Kriegsheld und leidenschaftlicher Fotograf

Marc Riboud, geboren am 24. Juni 1923 in Lyon, fand in der Fotografie schon früh einen wichtigen Lebensinhalt: Bereits als 14-jähriger Knabe erkundete er 1937 mit der gebrauchte Kodak-Kamera seines Vaters die Wunder der Weltausstellung in Paris. Die Westentaschenkamera, die er für seine ersten Bilder nutzte, galt auch als bevorzugtes Modell bei Soldaten – und tatsächlich musste Marc Riboud wenige Jahre später in den Krieg ziehen, als die deutschen Truppen Frankreich besetzten und er sich der französischen Résistance anschloss. Für seinen Mut und seine Entschlossenheit wurde er 1945 mit dem Croix de guerre ausgezeichnet. Noch während seiner Zeit als Widerstandskämpfer begann er ein Maschinenbaustudium an der École Centrale de Lyon. Die Arbeit als Ingenieur übte Marc Riboud jedoch nur kurz aus: Nachdem er 1951 in Paris den berühmten Kriegsfotografen Robert Capa, Henri Cartier-Bresson und David Seymour (auch unter seinem Künstlernamen Chim bekannt) begegnet war, entschloss er sich zu einer Karriere als selbstständiger Fotograf.

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Agentur Magnum

Marc Riboud verfolgte seine neu eingeschlagene fotografische Laufbahn zunächst auf eigene Rechnung, erhielt aber bereits 1953 die Einladung, sich der jungen Fotoagentur Magnum Photos anzuschließen. Hinter Magnum standen seine Förderer Capa, Cartier-Bresson, Chim und George Rodger, die bereits während des ersten Zusammentreffens in Paris auf das große Talent Marc Ribouds aufmerksam geworden waren. Die Arbeit für Magnum führte Marc Riboud rund um die Welt und vor allem in den asiatischen Raum. Schnell entwickelte sich Riboud zu einem Experten für den Fernen Osten und die fotografische Dokumentation der asiatischen Kultur. Für seine eindringlichen Bilder aus dem China der Mao-Diktatur nahm er teils beträchtliche Risiken auf sich und fotografierte verdeckt. Mit seiner Kamera fand Marc Riboud Zugang zu verschlossenen Orten, so porträtierte er Fidel Castro unmittelbar nach der Kubakrise und konnte auch die geschichtsträchtige Begegnung von US-Präsident Richard Nixon und dem sowjetischen Staatschef Leonid Iljitsch Breschnew fotografieren. Sein berühmtestes Foto trägt den Namen La Fille à la fleur und zeigt in Schwarz-Weiß eine Aktivistin, die mit einer Blume in der Hand vor schwerbewaffneten Soldaten steht.

Ein untrügliches Auge für besondere Motive

Marc Riboud war ab 1961 annähernd zwanzig Jahre mit der amerikanischen Autorin, Bildhauerin und Zeichnerin Barbara Chase-Riboud verheiratet; aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Eine zweite Ehe mit der Journalistin Catherine Chaine blieb kinderlos. Nicht immer suchte er im Lauf seiner großen Karriere das umwälzende politische Ereignis oder die bedeutende historische Persönlichkeit: Einer seiner frühesten und bekanntesten fotografischen Erfolge zeigt einen Maler, der in halsbrecherischer Höhe den Pariser Eiffelturm streicht. Die Bilder Marc Ribouds erschienen in zahlreichen bekannten Magazinen, darunter Geo, Life und Paris Match. Er veröffentliche außerdem mehrere Bildbände zu ganz unterschiedlichen Themen – eines seiner spektakulärsten Bücher widmet sich dem chinesischen Gebirge Huang Shan.

Marc Riboud starb am 30. August 2016 in Paris.