Odilon Redon

Odilon Redon - Schon als Kind liebte Redon das Zeichnen

Odilon Redon wurde am 2. April 1840 als Bertrand-Jean Redon in Bordeaux geboren. Der zweite Sohn eines vermögenden Landbesitzers wuchs nicht bei seinen Eltern, sondern bei einem betagten Onkel auf; wahrscheinlich aufgrund einer Epilepsie-Erkrankung. Schon als Kind liebte Odilon Redon nichts so sehr wie das Zeichnen, im Alter von 15 Jahren erlernte er im Malunterricht das Aquarellieren. Neben den bildenden Künsten interessierte sich Redon für Literatur, Musik und die Naturwissenschaften. Im Jahr 1864 besuchte er in Paris das Atelier des französischen Historienmalers und Bildhauers Jean-Léon Gérôme, dessen akademische Malweise im Stil des Neoklassizismus ihn allerdings befremdete. Weit mehr Inspiration empfing Odilon Redon von den französischen Grafikern Gustave Doré und Rodolphe Bresdin, deren romantische Visionen mit Versatzstücken aus Religion, Mythos und Literatur für seine eigenen frühen Radierungen bestimmend wurden. Weitere bewunderte Vorbilder fand Redon in den Künstlern Jean-Baptiste Camille Corot, Gustave Courbet, Édouard Manet und Camille Pissaro, deren Werke er 1868 auf dem Salon de Paris kennenlernte.

Schwarze Albträume und bunte Ideenwelten

Odilon Redon begann sein künstlerisches Schaffen mit seiner sogenannten »schwarzen Phase«. Die durchweg in Schwarz-Weiß gehaltenen Kohlezeichnungen und lithografischen Drucke bezeichnete er als Noirs (»Schwarze«). Die Technik der Lithografie hatte er 1878 bei Henri Fatin-Latour erlernt. Einen Teil seiner Lithografien konzipierte Odilon Redon als Illustrationen für Werke verehrter Schriftsteller wie Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire und Gustave Flaubert. Auch betätigte er sich selbst als Autor, verfasste eigene Texte und verschmolz diese mit seinen Bildern zu tiefsinnigen Gesamtkunstwerken. Seine bekanntesten Zeichnungen zeigen einen schwarzen Raben als Boten des Todes und eine vielbeinige Spinne, die auf ihrem schwarz behaarten Körper ein Menschengesicht trägt. Auf die symbolistischen Hell-Dunkel-Kompositionen folgte bald eine Phase leuchtender Pastellfarbigkeit, mit der sich der Künstler bis in den Grenzbereich zur Abstraktion vorwagte. Seine Farbwahl nahm oft Anleihen an der christlich-mystischen Farbsymbolik, speiste sich aber daneben aber auch aus Motiven des Buddhismus, um die von Redon als Ziel aller Kunst erkorene Transzendenz zu erreichen.

Steter Bruch mit allen Formen und Grenzen

Odilon Redon hat trotz aller nachvollziehbaren Einflüsse ein völlig eigenständiges Werk geschaffen. Ein wiederkehrendes Motiv in seinem Schaffen stellte der abgetrennte, vom Körper losgelöste Kopf dar, für den Künstler Ausdruck seiner Sehnsucht, sich von allen Fesseln der Form und des Alltags zu lösen und die Grenzen zum Jenseitigen zu überschreiten. Seine symbolistische und mitunter surrealistische Auslotung des menschlichen Unterbewusstseins verstörte seine Zeitgenossen und provozierte durchaus auch heftige Proteste. Einflussreiche Unterstützer wie Joris-Karl Huysmans nahmen Odilon Redon gegen die öffentlichen Angriffe in Schutz und trugen zu seiner wachsenden Bekanntheit in der Pariser Gesellschaft bei. Wirklichen Anschluss oder gar Integration fand Redon jedoch nie; bestehende Strömungen wie den Impressionismus, dem er zeitweilig nahestand, engten ihn schnell ein. Sein kühnes Ausgreifen und Vorwegnehmen von Surrealismus und Expressionismus führte dazu, dass sich spätere Künstler häufig auf ihn beriefen.

Odilon Redon starb am 6. Juli 1916 in Paris.