Ossias Beert - Biografie mit vielen Fragezeichen
Ossias Beert der Ältere wurde um das Jahr 1580 herum vermutlich in Antwerpen geboren. Kindheit und Jugend des Künstlers liegen im Dunkeln, seine Kunst erlernte er wohl bei Andries van Baesteroy; seit dem Jahr 1602 ist er als Meister der Antwerpener Lukasgilde bezeugt. 1606 heiratete Ossias Beert der Ältere Margarita Ykens, die Schwester seines Zunftkollegen Frans Ykens des Älteren. Das Paar hatte zwei Söhne, Elias und Ossias den Jüngeren, die in der frühen Forschung häufig zu einer Person verschmolzen wurden. Wie der Vater wurde auch Ossias der Jüngere ein bekannter Stilllebenmaler. Da Beert der Ältere darüber hinaus als Mitglied der Antwerpener Rederijkerkamer (Dichtergilde) sowie als registrierter Korkhändler belegt ist, liegt die Annahme nahe, dass die Einkünfte aus seiner Malerwerkstatt bescheiden ausfielen und er weitere Einnahmequellen benötigte. Dazu passt auch der Wohnort der Familie Beert im sogenannten Schipperskwartier (Schifferviertel), das als wenig angesehene Wohngegend in Amsterdam galt. Bei seinem Tod war Beert zudem verschuldet, so dass seine Witwe einen Großteil ihres Hausstandes verkaufen musste, um die Ansprüche seines Gläubigers, des Malers David Rijckaert II, zu begleichen.
Mehr als Früchte und Süßigkeiten
Ossias Beert malte fast ausschließlich Blumen, Früchte und Naschwerk. Dabei erfolgten Auswahl und Arrangement nicht willkürlich, sondern spiegelten auf symbolischer die Moralvorstellungen der Zeit wider. Der Code ist nicht kompliziert, sondern konnte mit dem üblichen Allgemeinwissen der Epoche erschlossen werden. Verweise auf die christlichen Todsünden wie Völlerei und Wollust verbinden sich beispielsweise auf dem berühmten Stillleben mit Austern, Früchten und Wein mit einer Mahnung zu maßvollem Genuss. Auf dem Stillleben mit Kirschen und Erdbeeren in Porzellanschüsseln finden sich Anklänge an das Opfer Christi und die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, symbolisiert durch Messer und Schmetterling. Die Schüsseln mit verderblichen Früchten erzählen aufmerksamen Betrachtern hingegen von der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Obwohl Beert eine eigene Malweise entwickelte, ist eine gewisse formale Ähnlichkeit zu anderen flämischen Stilllebenmeistern wie Jan Brueghel dem Älteren, Jacob van Hulsdonck und Clara Peeters nicht von der Hand zu weisen.
Schwer fassbare Urheberschaft
Ossias Beert schuf seine Stillleben überwiegend auf Paneelen aus Kupfer oder Eichenholz. Die Urheberschaft für viele seiner Werke ist nicht gesichert, man geht in der Forschung davon aus, dass viele Zuschreibungen fälschlich erfolgt sind und die betreffenden Bilder eigentlich von seinen Schülern geschaffen wurden. Zu diesen Schülern zählten vor allem sein Neffe Frans Ykens der Jüngere, aber auch Frans van der Borcht, Hans Ickens, Paulus Pontius und Jan Willemsen – nicht aber sein Sohn Ossias Beert der Jüngere, der wohl schlicht zu jung war, um von seinem früh verstorbenen Vater noch unterrichtet zu werden. Weiter erschwert wird eine Zuordnung der Bilder durch die oft fehlenden Signaturen: Nur 12 der rund 92 mit Beert in Verbindung gebrachten Werke tragen ein eindeutiges Monogramm, eine Datumsangabe fehlt hingegen immer. Die Forschung behilft sich oft mit den Datierungen der Kupferplatten, die Beert der Ältere als Untergrund verwendete.
Ossias Beert der Ältere starb gegen Ende des Jahres 1623 in Antwerpen.
Ossias Beert - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: