Daqian Zhang

Zhangs Maltalent begeisterte er sogar seine Entführer

Zhang Daqian (sprich: Dadsch-jang Dschang) wurde am 10. Mai 1899 in Neijian in der Provinz Sichuan geboren – in den letzten Jahren des Chinesischen Kaiserreichs. Die großen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen, die China in dieser Zeit prägten, nahmen auch Einfluss auf den Werdegang des Künstlers. Zhang Daqian entstammte einer zum Katholizismus konvertierten chinesischen Künstlerfamilie und wurde zunächst von seiner Mutter und seinen älteren Geschwistern in der Malerei unterrichtet. Um seine Fertigkeiten zu üben und zu verfeinern, kopierte er die alten Meister Chinas wie Shitao (1642–1707) und Bada Shanren (1626–1705). Seinen ersten Auftrag erhielt er bereits im Alter von 12 Jahren, als er für eine Wahrsagerin einen neuen Satz Karten malen sollte. Als 17-Jähriger wurde Zhang Daqian von Banditen entführt und genötigt, die Lösegeldforderung selbst zu schreiben. Mit seiner eleganten Pinselführung beeindruckte er seine Entführer, die ihn während seiner dreimonatigen Gefangenschaft als Sekretär beschäftigten. Zhang Daqian nutzte die Zeit, indem er die Gedichtbände las, die zum Beutegut der Bande gehörten.

Prägende Zeit als buddhistischer Mönch

Zhang Daqian zog nach seiner Freilassung nach Kyoto, wo er das Färben von Textilien erlernte. 1919 ließ er sich in Schanghai nieder und begann ein professionelles Kunststudium bei den bekannten Künstlern Zeng Xi und Li Ruiqing. Auch sein älterer Bruder Zhang Shanzi, der sich bereits einen Namen als Maler gemacht hatte, förderte ihn und führte ihn 1924 in einen Literatursalon ein, wo er großen Eindruck hinterließ. 1925 konnte Zhang Daqian seine erste Ausstellung in Schanghai eröffnen: gleich 100 Gemälde waren in der Ningbo Association zu sehen. In den späten 1920er Jahren zog Zhang nach Peking und pflegte dort den Austausch mit anderen wichtigen chinesischen Künstlern, darunter Qi Baishi und Pu Xinyu. Auf Weisung des Gouverneurs von Quinghai ging Zhang Daqian nach Dunhuang, um dort mit einer von ihm geleiteten Gruppe von Malern buddhistische Wandmalereien zu studieren und zu kopieren, eine Erfahrung, die seine künstlerische Entwicklung nachhaltig prägte. Eine Zeit lang lebte der Künstler selbst als buddhistischer Mönch; sein Mönchsname lautete Daqian.

Ein unerreichter Meister mit vielen Facetten

Zhang Daqian war ein Reisender, der im Lauf seines Lebens nach Japan, Argentinien, Brasilien, Kalifornien und Taiwan kam. Dabei trug er eine viele Gemälde umfassende Sammlung zusammen und bewies außerdem ein immenses Geschick als Fälscher, so dass es selbst Experten schwerfiel, Original und Kopie auseinanderzuhalten. Zhang Daqian bereitete es diebische Freude, ein vorgeblich echtes altes Meisterwerk als selbstgefertigte Kopie zu entlarven. Mit dem Verkauf seiner Fälschungen soll er über 10 Millionen Dollar verdient haben. Kaum ein anderer Künstler konnte es Zhang im Umgang mit chinesischer Tusche und Farbe gleichtun, dabei beherrschte er eine große Bandbreite an unterschiedlichen Stilrichtungen, die in die archaische Zeit östlicher Kunst zurückreichten und sich bis zur westlichen abstrakten Moderne erstreckten. 1957 nahm er an zwei Ausstellungen im Louvre und im Musée Guimet teil und traf auf Picasso, der ihn um Rat für seine chinesischen Malereien bat. Zhang erklärte dem Spanier, er verwende die falschen Pinsel für chinesische Kunst und schenkte ihm 10 Jahre später zwei edle chinesische Schreibpinsel, die aus den Haaren von 2500 dreijährigen Kühen gefertigt waren.

Zhang Daqian starb am 2. April 1983 in Taipeh, Republik China (Taiwan).