Dr. Paul Wolff

Paul Wolff wurde am 19. Februar 1887 in Mühlhausen im Deutschen Reich geboren. Für die Fotografie interessierte er sich schon als Kind, seine diesbezüglichen Kenntnisse eignete er sich ein Leben lang als Autodidakt an: Bereits im Alter von zwölf Jahren unternahm er begeistert seine ersten Versuche mit einer Plattenkamera. Beruflich ging Paul Wolff zunächst andere Wege: Er studierte Medizin in Straßburg, arbeitete kurzzeitig als Assistenzarzt und wurde noch im selben Jahr zum Militärdienst einberufen. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Straßburg an Frankreich und Paul Wolff zog nach Frankfurt am Main, wo er allerdings nicht wieder in seinen angestammten Arztberuf zurückkehrte, sondern Anstellung in einem im Kopierwerk eines wirtschaftlich schlecht gestellten Filmunternehmens fand und zeitweilig vom festen zum bewegten Bild wechselte. Mit einer selbst gekauften Kamera übernahm er verschiedene Filmaufträge seines Arbeitgebers, wagte jedoch bald den Schritt in die Selbstständigkeit.

Paul Wolff produzierte Filme für das ambitionierte Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt und begann auch wieder vermehrt zu fotografieren. Als er 1926 auf der Internationalen Fotoausstellung in Frankfurt eine Leica gewann, beeinflusste das seine Karriere als Fotograf nachhaltig: Neben seiner täglichen Arbeit zog er mit dieser Kleinbildkamera durch die Straßen und schuf in immer besserer Technik ganze Reihen von Kleinbildfotos, mit denen er die Aufmerksamkeit verschiedener Illustrierten auf sich zog. Auf der Grundlage dieser ersten kleinen Erfolge stellte Wolff 1927 den ausgebildeten Fotografen Alfred Tritschler (1905–1970) als Assistenten ein, die Zusammenarbeit verlief so konstruktiv und erfolgreich, dass beide gemeinsam 1934 die Firma Dr. Paul Wolff & Alfred Tritschler gründeten. Die gemeinsame Agentur lieferte überaus lebendige Bilder, die in vielem dem Geschmack der Masse entsprachen und ein breites Publikum ansprachen.

Paul Wolff blieb der Firma Leica blieb eng verbunden, der Konstrukteur Oskar Barnack (1879–1936) war sein persönlicher Freund. Den internationalen Durchbruch als Fotograf brachte ihm aber ein Auftrag der konkurrierenden Firma Leitz, mit deren Chef Ernst Leitz (1971–1956) er ebenfalls freundschaftliche Bande pflegte: Die bestückte nämlich ihre internationale Wanderausstellung Die Kamera mit 100 Vergrößerungen von Paul Wolff und machte ihn damit weltweit bekannt. Der Künstler ist als Fotograf schwer zu fassen, weil er alle möglichen Gattungen der Fotografie bediente und zwischen verschiedenen Strömungen wechselte. Als Amateur ging er unbefangen mit den unterschiedlichen Ansätzen um, er experimentierte mit den Stilmitteln der Neuen Sachlichkeit und mit der Ästhetik des Nationalsozialismus, es entstanden Modefotografien, Landschaftsbilder, Reise- und Sportreportagen und eine Dokumentation des bombenversehrten Frankfurter Stadtbilds. Ein Teil von Paul Wolffs Werk fiel 1940 den Luftangriffen auf Frankfurt zum Opfer, sein Archiv besaß allerdings einen so gewaltigen Umfang, dass die Aufarbeitung noch immer eine Herausforderung darstellt.

 

Paul Wolff starb am 10. April 1951 in Frankfurt am Main.