Wolfgang Tillmans

Wolfgang Tillmans begeisterte sich schon als Jugendlicher für Fotografie

Wolfgang Tillmans wurde am 16. August 1968 in Remscheid geboren. Schon früh erwachte in ihm ein lebhaftes Interesse an der Fotografie und er begann damit, ausgewählte Fotografien zu sammeln; in Sonderheit faszinierten ihn dabei die unterschiedlichen Layout-Formen. Als Teenager trieb ihn diese Leidenschaft in die Museen seiner Umgebung; vor allem in Düsseldorf und Köln lernte er so Arbeiten von Sigmar Polke, Robert Rauschenberg, Gerhard Richter und natürlich Andy Warhol kennen. Nach seinem 1987 erfolgten Umzug nach Hamburg konnte der aufstrebende Fotograf Tillmans seine ersten Einzelausstellungen feiern, außerdem tauchte er während dieser Zeit intensiv in die ebenfalls junge Rave-Szene ein und wurde zu einem scharfsichtigen Porträtisten der Jugendkultur. Zeitweilig war er auch an der Herausgabe des Magazins Spex beteiligt. Die Faszination für den Geist seiner Generation sollte ihn sein künstlerisches Leben lang begleiten, immer wieder entstanden aus diesem Interesse heraus ikonische Arbeiten, wie die berühmten Bilder seiner Freunde Lutz und Alex, die erstmals 1992 in dem Magazin i-D veröffentlicht wurden.

Studium in England, Lehrtätigkeit in Hamburg, Bournemouth und Frankfurt

1990 ging Wolfgang Tillmans nach England, um dort am Bournemouth & Poole College of Art and Design zu studieren. Im Anschluss zog er weiter nach London und schließlich nach New York, wo er mit dem deutschstämmigen Maler Jochen Klein zusammentraf. Gemeinsam kehrten sie nach London zurück, inszenierten mehrere Ausstellungen, ehe der vorzeitige Tod Kleins im Jahr 1997 Tillmans wieder nach Deutschland trieb. In Hamburg übernahm er von 1998 bis 1999 eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste, 2001 lehrte er vorübergehend in Bournemouth, später war er von 2003 bis 2006 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt als Professor für interdisziplinäre Kunst tätig. Immer wieder engagierte sich Wolfgang Tillmans politisch, protestierte mit groß angelegten Kampagnen gegen den Brexit und setzte sich anlässlich der Bundestagswahl 2017 für eine höhere Wahlbeteiligung ein.

Kunst jenseits der Kamera, Hinwendung zur Digitalfotografie

Künstlerisch hat sich Wolfgang Tillmans über seine gesamte Laufbahn hinweg stetig weiterentwickelt, den Anfängen in der Porträtfotografie junger Menschen folgten zahlreiche Experimente mit den unterschiedlichsten Motiven und Techniken, besonders hervorstechend sind die Fotografien ohne Kamera, für die unbelichtetes Fotopapier durch eine Entwicklungsmaschine geführt wurde und durch die Spuren vorheriger Entwicklungsprozesse seine eigene Gestalt aus Kratzern, Schlieren und sonstigen Verunreinigungen erhielt. Wolfgang Tillmans porträtierte Prominente wie die Sängerin Lady Gaga und den Pop-Art-Künstler Richard Hamilton, häufiger als in der Welt des Glamours war er aber mit seiner Arbeit in den Nischen zu finden, die nicht immer bis ins Letzte ausgeleuchtet sind. Er verstehe sich mit seiner Kamera als Übersetzer der dreidimensionalen Welt in das zweidimensionale Abbild, beschrieb der Künstler selbst einmal seine Kunst. Für seine wegweisende Arbeit erhielt Wolfgang Tillmans Preise und Auszeichnungen; als erster Fotograf und Nichtengländer wurde ihm im Jahr 2000 der angesehene Turner Prize zuerkannt.