Ben Nicholson

Ben Nicholson wurde am 10. April 1894 als Benjamin Lauder Nicholson in Denham in der Grafschaft Buckinghamshire in England geboren. Seine Eltern waren der britische Landschaftsmaler Sir William Nicholson (1872–1949) und die schottische Künstlerin Mabel Pryde (1871–1918); durch sie kam Ben Nicholson frühzeitig mit der bildenden Kunst in Berührung. Auch seine jüngeren Geschwister Nancy Nicholson (1899–1977) und Christopher Nicholson (1904–1948) wählten eine Laufbahn als Künstlerin bzw. Architekt. Ein weiterer Bruder, Anthony Nicholson, starb während des Ersten Weltkriegs. Über seine Großmutter mütterlicherseits war er außerdem verwandt mit den berühmten Künstlerbrüdern Robert Scott Lauder (1803–1869) und James Eckford Lauder (1811–1869). Seit 1898 lebte die Familie in London. Während eines Ferienaufenthalts in Sussex lernte Ben Nicholson den Schriftsteller J. M. Barrie (1860–1937) kennen und beeindruckte ihn mit seinem Zeichentalent; Barrie verwendete ein Bild des gerade zehnjährigen Künstlers als Grundlage für ein Plakat für sein Theaterstück Peter Pan, während Bens Vater William einige der Bühnenbilder und Kostüme entwarf.

Ben Nicholson besuchte die traditionsreiche Privatschule Gresham's School in Norfolk und studierte 1911 ein Semester lang an der renommierten Slade School of Art in London. Dort traf er auf Künstler wie Mark Gertler (1891–1939), Stanley Spencer (1891–1959), Edward Wadsworth (1889–1949) und vor allem Paul Nash (1889–1946), mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Allerdings widmete er sich in dieser Zeit mehr dem Billardspiel als der bildenden Kunst, weil ihn die abstrakte Anmutung der Kugelformen auf grünem Filzgrund ästhetisch mehr befriedigte als die traditionelle akademische Lehre – so behauptete er es jedenfalls augenzwinkernd in der Rückschau. Eine Asthmaerkrankung brachte Ben Nicholson im Ersten Weltkrieg die Befreiung vom Militärdienst. Er reiste nach New York, um sich dort operieren zu lassen und besuchte mehrere amerikanische Städte. Als er 1918 nach London zurückkehrte, war seine Mutter an einer Grippe gestorben und sein jüngerer Bruder Anthony im Krieg gefallen.

Ben Nicholson zeigte auf seiner ersten Ausstellung noch figurative Werke, wurde aber ab 1922 vom synthetischen Kubismus beeinflusst und näherte sich schließlich der primitiven Bildsprache von Henri Rousseau (1844–1910) an. 1924 wurde er Mitglied der Gruppe Seven and Five Society, der er bis 1936 angehörte. Während eines Paris-Aufenthalts begegnete Nicholson Piet Mondrian (1872–1944), dessen Neoplastizismus ihn stark beeindruckte und in Richtung der Abstraktion lenkte. Auch der Kubismus von Pablo Picasso (1881–1973) fand seinen Niederschlag im Werk Ben Nicholsons. Mit seinem Künstlerkollegen Christopher Wood (1901–1930) besuchte Nicholson den Angler und Maler Alfred Wallis (1855–1942) in Cornwall. 1933 entstanden erste geometrische Reliefs, die eine Nähe zu dem russischen Bildhauer Naum Gabo (1890–1977) aufweisen. Zeitweise gehörte Nicholson auch der Gruppe Abstraction-Création an.

Für seine Kunst erhielt Ben Nicholson Preise und Auszeichnungen: 1957 den Großen Internationalen Preis für Malerei auf der Biennale von Sa͂o Paolo und 1969 den Order of Merit aus den Händen Königin Elisabeths II. Er nahm 1934 und 1954 (mit Francis Bacon und Lucian Freud) an der Biennale di Venezia teil und war 1955, 1959 und 1964 auf der Documenta in Kassel vertreten. Nicholson war dreimal verheiratet: von 1920 bis 1933 mit der Malerin Winifred Nicholson (1893–1981), von 1938 bis 1951 mit der Bildhauerin Barbara Hepworth (1903–1975) und von 1957 bis 1977 mit der Fotografin Felicitas Vogler (1922–2006).

Ben Nicholson starb am 6. Februar 1982 in London.