Paul Cézanne lebte für die Malerei. Er sah, dachte, fühlte und handelte ausschließlich als Maler, was ihn seinen Mitmenschen entfremdete und in die Einsamkeit führte. In der von Selbstzweifeln zerrissenen Stille entwickelte der französische Künstler seinen eigenen revolutionären Malstil, der einen Paradigmenwechsel in der Kunstgeschichte auslöste und die Bahn zur frühen Moderne brach.
(...) WeiterlesenPaul Cézanne - Freundschaft mit Zola, Disput mit dem Vater
Paul Cézanne wurde am 19. Januar 1839 in der französischen Universitätsstadt Aix-en-Provence geboren. Sein Vater, der es durch harte Arbeit vom kleinen Huthändler zum wohlhabenden Bankier gebracht hatte, konnte ihm eine Kindheit und Jugend in großer Sicherheit und Unbeschwertheit bieten. Mit seinen Schulfreunden Émile Zola und Jean-Baptiste Baille bildete er ein unzertrennliches Kleeblatt: Ausgedehnte Jagd- und Angelausflüge, die gemeinsame Lektüre von Homer und Vergil sowie vor allem endlose Debatten über das Wesen der Kunst füllten den Alltag der drei jungen Männer. Der Abschied Zolas, der im Februar 1858 nach Paris übersiedelte, beendete abrupt diese schöne Zeit, an die sich Paul Cézanne später gern erinnerte. In eindringlichen Briefen mahnte Zola den zurückgebliebenen Freund, ihm nach Paris zu folgen, um endlich eine Laufbahn als Maler einzuschlagen. Obwohl Cézannes Vater dem Sohn gestattete, den Salon der Familienresidenz Jas de Bouffan (»Haus des Windes«) mit großformatigen Wandgemälden auszustatten, stand er dessen künstlerischen Ambitionen kritisch gegenüber und wollte ihn stattdessen als Nachfolger in seiner Bank sehen. Erst nach langwierigen Auseinandersetzungen erhielt Cézanne die Erlaubnis zur Reise.
Rückschläge und Selbstzweifel, Bedeutung der Farbe
Paul Cézanne fand in Paris nicht die Verhältnisse vor, die er sich erträumt hatte. Die Studien der alten Meister im Louvre, der Besuch der Académie Suisse, der befruchtende Umgang mit Künstlern wie Camille Pissarro, Auguste Renoir und Claude Monet, die Wiedervereinigung mit seinem Jugendfreund Zola – nichts davon vermochte die Fremdheit und Ausgeschlossenheit zu übertünchen, die Cézanne empfand und die in der Ablehnung seiner Bewerbung an der damals tonangebenden École des Beaux-Arts kulminierte. Von Selbstzweifeln geplagt, floh er nach Hause und versuchte sich erneut als Bankangestellter, doch blieb der Ruf der Kunst übermächtig und gewann schließlich die Oberhand. Die Rückkehr nach Paris brachte die erneute Zurückweisung durch die École des Beaux-Arts, aber diesmal ließ sich der Künstler nicht beirren, sondern setzte als Autodidakt seinen Weg fort. Die zeitgenössische Pariser Kunstszene wurde beherrscht von dem Kampf zwischen dem Klassizisten Jean Auguste Dominique Ingres, der die Linie über die Farbe stellte, und dem Romantiker Eugène Delacroix, der die Farbe als Ausdruck künstlerischer Inspiration favorisierte. Paul Cézanne folgte und verehrte Delacroix, von dessen Umgang mit der Farbe er vieles übernahm.
Camille Pissarro führte Paul Cézanne zum Impressionismus
Paul Cézanne blieb in der Pariser Künstlerwelt ein belächelter Außenseiter. Immer wieder suchte er darum die friedvolle Abgeschiedenheit seiner provenzalischen Heimat auf, wo er seine Fertigkeiten in der Porträtmalerei vervollkommnete. Auch dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges und der drohenden Einberufung entzog er sich durch den Rückzug in ein Fischerdorf nahe Marseille zurück. In seiner Geliebten, der Buchbinderin Hortense Fiquet fand er ein geduldiges Modell, das er in über 40 Porträts verewigte. Auch nach der Geburt seines geliebten Sohnes Paul verheimlichte Cézanne die Beziehung zu Hortense vor seinem Vater, um dessen finanzielle Unterstützung nicht zu gefährden. Die Verpflichtung gegenüber Frau und Kind belastete Paul Cézanne; er vereinsamte zusehends und erst der Ruf seines väterlichen Freundes Camille Pissarro riss ihn aus seiner Lethargie. Der geduldige und einfühlsame Pissarro brachte Cézanne dazu, auf die bislang in seinem Werk dominierenden dunklen Farben zu verzichten und führte ihn behutsam zur impressionistischen Malerei. Pissarro sei wie ein Vater und der liebe Gott zu ihm gewesen, sagte Paul Cézanne in der Rückschau über diese Zeit.
Von der Kunst besessen, vom Leben enttäuscht
Paul Cézanne zeigte in den Folgejahren einen immensen Schaffensdrang, der kaum Raum für andere Dinge als die Kunst ließ. In dem Arzt Paul-Fernand Gachet fand er einen ersten Käufer und Sammler seiner Werke. Zufrieden mit seinen Bildern war er nie, besessen verbesserte er, malte neu und zweifelte. Neben den Landschaften, die er entgegen dem Zeitgeist immer wieder als eigenständige Sujets verarbeitete, waren es vor allem die Sehnsüchte und Ängste seines Wesens, die sein Schaffen bestimmten. Vor allem sein gespanntes Verhältnis zu den Frauen fand Eingang in sein Spätwerk; während die Verbindung mit Hortense bald zerrüttet war und nur um des gemeinsamen Sohnes willen mit einer Eheschließung legitimiert wurde, stand allein die innig geliebte Schwester Marie dem Künstler wirklich nahe. Der Tod des Vaters brachte durch das Erbe finanzielle Erleichterung, befreundete Künstler wie Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir holten Paul Cézanne aus seiner selbstgewählten Isolation und in der Folge fanden die vielgeschmähten Bilder des eigenwilligen Malers allmählich Anklang in der vormals überkritischen Öffentlichkeit. Im Herbst 1906 wurde Cézanne beim Malen in der freien Natur von einem Unwetter überrascht. Zwei Stunden lang malte der sture Künstler unbeirrt weiter, aber auf dem Heimweg brach er bewusstlos zusammen.
Paul Cézanne starb am 22. Oktober 1906 in Aix-en-Provence an einer Lungenentzündung.
Paul Cezanne - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: