K.R.H. Sonderborg

K.R.H. Sonderborg wurde am 5. April 1923 als Kurt Rudolf Hoffmann in Sønderborg, Dänemark, geboren. Von Geburt an fehlte ihm die rechte Hand; nach seiner Kindheit in Hamburg wurde er im Alter von 18 Jahren von der Gestapo in Haft genommen. Unter dem Vorwurf der Anglophilie und der Unruhestiftung kam er vom 14. November 1941 bis zum 16. März 1942 in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel. Mit Uniformen und Marschmusik wusste der Sohn des Musikers Kurt Hoffmann, der als Posaunist im Jazz-Orchester von Heinz Wehner (1908–1945) spielte, nichts anzufangen. Er war Teil der Hamburger »Swingjugend«, die auf Anweisung von Heinrich Himmler (1900–1945) »radikal ausgerottet« werden sollte. Diese Erfahrungen prägten die Persönlichkeit des Künstlers, der sich durch ein politisches Bewusstsein mit Hang zur Anarchie und durch einen ausgewiesenen Gerechtigkeitssinn auszeichnete. Auch die Wahl des Künstlernamens war eine Folge dieser Zeit: Um nicht als deutscher Künstler zu gelten, nannte sich Kurt Rudolf Hoffmann nach seinem Geburtsort K.R.H. Sonderborg.

K.R.H. Sonderborg kam aufgrund seiner Behinderung um Reichsarbeitsdienst und Wehrmacht herum, arbeitete nach seiner Ausbildung zum Kaufmann für eine Hamburger Exportfirma in der Sowjetunion, interessierte sich aber immer stärker für die bildende Kunst. Frühe Impulse empfing er von seinem Vater, der neben der Musik auch die Malerei als Liebhaberei pflegte, und vor allem von dem Maler und Grafiker Ewald Becker-Carus (1902–1995), der in der Nachbarschaft lebte und K.R.H. Sonderborg privaten Malunterricht erteilte. Im Anschluss studierte er an der Landeskunstschule Hamburg bei Willem Grimm (1904–1986) und Maria May (1900–1968). Die akademischen Lehren empfand der Künstler jedoch als unbefriedigend; bestärkt vom Vater ging er zunehmend seine eigenen Wege. 1949 nahm er an ersten Gruppenausstellungen im Hamburger Kunstverein teil. Ab 1953 unterstützte K.R.H. Sonderborg die Gruppe ZEN 49 bei dem Bemühen, die in Deutschland zu dieser Zeit hoch umstrittene gegenstandslose Malerei einem breiten Publikum bekannt und verständlich zu machen.

K.R.H. Sonderborg besaß lange Zeit kein festes Atelier, sondern arbeitete stattdessen überwiegend in Hotelzimmern, was ihm zeitweilig den Spitznamen »Maler ohne Atelier« eintrug. Das amerikanische Action Painting beschäftigte und beeinflusste den Künstler, der mit seiner expressiven, nicht-figurativen Malerei ohne offensichtlichen Zeitbezug und wurde vielfach dem Informel zugeordnet. Sonderborg selbst hinterfragte diese Etikettierung ausdrücklich und auch die Rezeption der Kunstkritik fiel zu diesem Punkt uneinheitlich aus. Für den deutschen Kunsthistoriker Will Grohmann (1887–1968) war die Kunst Sonderborgs einzigartig und unverkennbar, andere Stimmen sahen ihn der amerikanischen gestischen Malerei näher als dem europäischen Informel. Für seine Kunst erhielt K.R.H. Sonderborg Preise und Auszeichnungen, darunter 1963 den Großen Internationalen Preis für Zeichnung auf der 7. Biennale von São Paolo, 1987 den Hans-Molfenter-Preis der Landeshauptstadt Stuttgart, 1989 den Hans-Thoma-Preis und den Staatspreis des Landes Baden-Württemberg. Zweimal nahm er an der Documenta in Kassel teil (1959 und 1964).

 

K.R.H. Sonderborg starb am 18. Februar 2008 in Hamburg.