Carl Jutz gelangte über Umwege zur Kunst und besuchte nie eine ordentliche Akademie, doch entwickelte er sich mit Talent und Beobachtungsgabe zu einem der bedeutendsten deutschen Tiermaler. Sein umfangreiches Werk begeistert bis heute ein internationales Publikum und hat Eingang in zahlreiche Sammlungen gefunden.
(...) WeiterlesenCarl Jutz - Not und Schicksalsschläge wiesen den Weg zur Kunst
Carl Jutz wurde am 22. September 1838 in Windschläg, heute zu Offenburg gehörig, geboren. Er war das vierte von insgesamt neun Kindern einer alteingesessenen Windschläger Familie, wo er bis 1845 lebte. Dann übersiedelte er mit seinen Eltern und Geschwistern nach Beuern, der heutige Baden-Badener Stadtteil Lichtental. Ein möglicher Grund für den Umzug könnten die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten sein, mit denen die Bevölkerung von Windschläg in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu kämpfen hatte. Als sein Vater, der Schuhmacher Joseph Lutz, nach dem Tod der Mutter und zweier Kinder ohne Staatserlaubnis in die USA auswanderte, blieben Carl Jutz und seine Schwestern in Deutschland zurück, lediglich der Sohn Pirmin begleitete den Vater. Während die Schwestern Adelheid, Theresia und Cecilia im Jahr 1855 ebenfalls Deutschland verließen, kam Carl Lutz in die Obhut des niederländischen Tiermalers August Knip, der in Baden-Baden tätig war. Für den jungen Carl, der aus einer wenig kunstsinnigen Familie stammte, erwies sich dieser Umstand als folgenreicher Glücksfall.
Ausbildung als Autodidakt, Erfolge als Tiermaler
Carl Jutz erhielt von dem Maler Knip seine erste Unterweisung in der Tiermalerei, die er begeistert aufsog und dabei sein unverkennbares Talent unter Beweis stellte. Knip ermutigte seinen Schützling zu einer Laufbahn als Maler, und Carl Jutz ging Anfang der 1860er-Jahre nach München, wo er seinen Lebensunterhalt zunächst mit der Anfertigung von Porträts bestritt. Zeitgleich bemühte er sich um Aufnahme an der Münchener Kunstakademie, doch wurde ihm diese verweigert, weshalb er sich mit Fleiß weiter als Autodidakt bildete. Der rege Umgang mit den Malern Anton Braith und Ludwig Willroider führte dazu, dass Jutz sich ausschließlich auf die Tiermalerei fokussierte. Eine ordentliche Ausbildung erhielt er nicht, aber er unternahm mehrere Studienreisen und suchte in Düsseldorf den Kontakt zu den etablierten Künstlern. Einer von diesen war der Landschaftsmaler Carl Adloff, dessen Tochter Sybilla Karolina er heiratete. Der gemeinsame Sohn Carl Ernst Bernhard Jutz trat später in die Fußstapfen seines Großvaters und wurde ebenfalls ein weithin berühmter Landschaftsmaler. Um sich von seinem Sohn abzugrenzen, legte sich Carl Jutz von da an den Zusatz der Ältere bei.
Sorgsam komponiertes Federvieh als bevorzugtes Sujet
Carl Jutz erlebte in Düsseldorf äußerst produktive Jahre und schuf den Großteil seines Werkes. Sein Interesse galt vor allem dem Federvieh, das er in den Hühnerhöfen seiner unmittelbaren Umgebung ausgiebig studieren konnte. Außerdem übte er sich selbst in der Hühnerhaltung, um immer Motive in seiner Nähe zu haben. 1868 wurde er Mitglied im Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten. Nur gelegentlich ergänzte er seine nahezu fotografisch anmutenden Hühnerbilder um Darstellungen exotischer Tiere, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Berühmt ist sein farbenprächtiger Pfau, der sich als eigenwilliger Hahn inmitten einer Geflügelschar wiederfindet. Bis heute werden auf Auktionen für die Bilder von Carl Jutz Preise in achtbarer Höhe geboten. Das mag nicht zuletzt an der außerordentlichen Farbbrillanz liegen, mit denen Just nicht nur seine Zeitgenossen begeisterte, sondern auch ein modernes Publikum für sich einnimmt.
Carl Jutz der Ältere starb am 31. August 1916 in Pfaffendorf, heute ein Stadtteil von Koblenz.
Carl Jutz d. Ä. - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: