Max Beckmann war ein Einzelgänger, der den Erwartungen seiner Zeit widerstand. Der deutsche Maler, Grafiker und Bildhauer wollte den Menschen erfassen, mit allen Facetten seines Daseins; er versuchte, mit künstlerischen Mitteln dem Wesen der menschlichen Existenz und Kultur auf die Spur kommen.
(...) WeiterlesenMax Beckmann - Frühes Interesse an der Kunst und fremden Kulturen
Max Beckmann wurde am 12. Februar 1884 in Leipzig geboren. Er war das spätgeborene dritte Kind eines Müllers und besaß zwei deutlich ältere Geschwister, Margarethe und Richard. Der Vater starb, als er elf Jahre alt war und gerade von der Volksschule auf das Gymnasium gewechselt hatte. Für die Schule konnte Max Beckmann nur wenig Begeisterung aufbringen, dafür interessierte er sich schon früh für Kunstgeschichte und fremde Kulturen. Bereits im Alter von vierzehn Jahren schuf er sein erstes Selbstporträt und malte die Landschaft des Thuner Sees. Aus dem privaten Internat, in das man ihn gesteckt hatte, lief er weg, um sich in Weimar an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule einzuschreiben. Sein erster Lehrer dort wurde der norwegische Porträtmaler Carl Frithjof Smith, dem Beckmann noch in der Rückschau höchsten Respekt zollte und ihn als einzigen wirklichen Lehrer in seiner künstlerischen Laufbahn bezeichnete. Prägend war auch die Bekanntschaft mit den Künstlern Ugi Battenberg und Minna Tube, mit denen Beckmann eine lebenslange Freundschaft verband.
Einsame Entscheidung für die Gegenständlichkeit
Max Beckmann unternahm Reisen nach Amsterdam, Den Haag und Scheveningen, besuchte in Paris die privat geführte Académie Colarossi und zeigte sich tief beeindruckt von der Kunst des vielseitigen Franzosen Paul Cézanne. Aber auch Rembrandt van Rijn, Edvard Munch, Frans Hals, Jan Vermeer und Gerard ter Borch hinterließen ihre Spuren im frühen Werk Beckmanns. Große Förderung verdankte er dem Verleger Reinhard Piper und dem Kunsthändler Israel Ber Neumann, die ihm in der Vorkriegszeit eine beträchtliche Bekanntheit und Reichweite verschafften, obwohl er sich nach diversen Konflikten und Zerwürfnissen von den etablierten Künstlervereinigungen fernhielt und auf der gegenständlichen Malerei beharrte, die den zeitgenössischen Strömungen zuwiderlief. Im Ersten Weltkrieg meldete sich Beckmann zum freiwilligen Sanitätsdienst, musste diesen aber nach einem Nervenzusammenbruch vorzeitig abbrechen und sich in ärztliche Behandlung begeben. Kämpfen wollte er nicht, die Franzosen betrachtete er als künstlerische Vorbilder, die Russen als Volk Dostojewskijs, denn er als Freund bezeichnete. Nach dem Krieg beschäftigte er sich stark mit Politik und theosophischen Geheimlehren.
Internationale Erfolge als eigenbrötlerischer Welterklärer
Max Beckmann verstand sich als Weltendeuter, der mit seiner Kunst verborgene Zusammenhänge aufdeckte und für sein Publikum erschloss; er gefiel sich in der Rolle des einsamen Erklärers, der keiner Gemeinschaft und keiner Stilrichtung zuzuordnen war, sondern immerzu beharrlich eigene Wege ging. Viel Beachtung fanden seine druckgrafischen Werke Die Hölle und Der Jahrmarkt, dazu bespielte er zahlreiche Einzelausstellungen in der Zeit zwischen den Kriegen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte für Max Beckmann das abrupte Ende seines Aufstiegs; seine Kunst galt als entartet, er musste sein Lehramt an der Frankfurter Städelschule aufgeben und hilflos zusehen, wie seine Bilder in den Museen beschlagnahmt wurden. Über Amsterdam gelangte Beckmann in die USA, wo er an frühere Erfolge anknüpfen und mehrere Lehraufträge erfüllen konnte. Für seine Kunst erhielt Max Beckmann Preise und Auszeichnungen, darunter 1906 den Preis der Villa Romana, 1950 eine Ehrung auf der Biennale von Venedig sowie 1950 die Ehrendoktorwürde der Washington University in St. Louis. Neben seinem bildnerischen Werk verfasste er zahlreiche Schriften.
Max Beckmann starb am 27. Dezember 1950 in New York.
Das Interesse an seiner Kunst ist nach wie vor äußerst lebendig: Von September 2020 bis März 2021 zeigte die Hamburger Kunsthalle eine große Ausstellung mit dem Thema Max Beckmann: weiblich–männlich, bei der Beckmanns Ausloten der vielfältigen, spannungsvollen und oft widersprüchlichen Geschlechterrollen im Mittelpunkt stand und die seinen Rang als einen der bedeutendsten Künstler der Moderne untermauerte.
Max Beckmann - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: