Edgar Degas - Immer auf der Suche nach eigenen Wegen
Edgar Degas wurde am 19. Juli 1834 als Hilaire Germain Edgar de Gas in Paris geboren. Der Sohn eines neapolitanischen Bankiers wuchs in gutsituierten Verhältnissen auf und konnte sich bereits als 18-Jähriger im Haus seines kunstsinnigen Vaters ein erstes Atelier einrichten. Da er seine Mutter früh verlor, wurden Vater und Großvater die wichtigsten Bezugspersonen. Auf Wunsch des Vaters begann Edgar Degas auch ein Jurastudium an der Sorbonne, das er allerdings 1854 wieder abbrach, um sich im Folgejahr an der École des Beaux-Arts einzuschreiben. Schon zuvor hatte Degas Malunterricht bei Louis Lamothe erhalten, einem Schüler von Jean-Auguste-Dominique Ingres. Letzterer gehörte neben Hans Holbein zu den Künstlern, die Degas besonders bewunderte. An der Akademie fühlte sich der junge Maler nicht wohl, er verließ sie bald wieder und bildete sich als Autodidakt weiter, in dem er die in Pariser Museen reichlich vorhandenen Reliefs und alten Meisterwerke nachzeichnete. Während eines dreijährigen Aufenthalts in Rom studierte Degas die italienischen Meister des 15. Jahrhunderts und betrachtete damit seine Lehrjahre als abgeschlossen.
Unkonventionelle Wiedergabe von Haltung und Bewegung
Edgar Degas stellte sein großes Können erstmals mit dem großformatigen Ölbild Die Familie Bellelli unter Beweis. Bei seiner Tante Laura Bellelli, die mit dem Baron Gennaro Bellelli verehelicht war, hatte er eine Zeit lang in Florenz leben und studieren dürfen. Das Besondere an diesem Bild sind die Spannungen einer mutmaßlich arrangierten Ehe, die Degas jenseits aller repräsentativen Förmlichkeit völlig untypisch sichtbar macht. Weder eine karikierende noch eine idealisierende Darstellung lagen im Fokus des Künstlers, der vielmehr bemüht war, durch sorgfältige Beobachtung und akribische Vorbereitung eine möglichst genaue Wiedergabe von Haltung und Bewegung zu schaffen. Obwohl er sich selbst in erster Linie als Porträtist verstand, beschäftigte sich Edgar Degas in den 1860er-Jahren auch intensiv mit der Historienmalerei, die damals als die vornehmste aller Bildgattungen galt. Das äußerst verhaltene Echo, das er mit seinen fünf Historiengemälden hervorrief, führte zur baldigen Abkehr von diesem Sujet, stattdessen spielten von nun an vor allem das Pariser Alltagsleben und nicht zuletzt die Pariser Amüsierbetriebe eine bedeutende Rolle in der Kunst von Edgar Degas.
Der Impressionist, der keiner war
Edgar Degas wird kunsthistorisch vor allem mit den Impressionisten Verbindung gebracht, deren bedeutender Kern Paul Cézanne, Édouard Manet, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir zu seinem Freundeskreis gehörte. Mit Manet, den er bei Besuchen im Louvre kennengelernt hatte, unternahm er 1868 eine Reise nach London. In diesem Jahr geriet auch das Musik- und Tanztheater in seinen künstlerischen Fokus, dabei setzte er auf ungewöhnliche Perspektiven und Ausschnitte. Eine besondere Liebe galt dem Ballett, für dessen Darstellung er sich mit ungekannter Meisterschaft der Pastellmalerei bediente. Von den Impressionisten setzte er sich zusehends durch einen eigenen Malstil ab, der sich durch eine klare Linienführung und Strukturierung auszeichnete, so dass seine kunsthistorische Einordnung in den Impressionismus mitunter diskutiert wird. Während seines Dienstes im Deutsch-Französischen Krieg zog sich Degas ein Augenleiden zu. Eine fast vollständige Erblindung machte dem Künstler in seinen letzten Lebensjahren das Malen unmöglich; er wandte sich stattdessen der Plastik zu und modellierte Statuetten aus Wachs und Ton. Auch dabei folgte er nicht den überkommenen Traditionen, sondern fand zu seiner eigenen Auffassung. Als Künstler war Degas so erfolgreich, dass er es zu einigem Wohlstand brachte und sogar die beträchtlichen Schulden seines Bruders René begleichen konnte, obgleich ihn das einen Teil seiner Kunstsammlung kostete.
Edgar Degas starb am 27. September 1917 in seiner Geburts- und Heimatstadt Paris. Er war nie verheiratet und hinterließ keine Kinder. Über Beziehungen zu Frauen ist nichts bekannt, was immer wieder Anlass zu Spekulationen bot. Aufgrund seines zunehmend schwierigen und streitbaren Naturells verbrachte er seine letzten Jahre zurückgezogen, von den meisten seiner Freunde verlassen. Degas' Biografie wird außerdem durch seinen erbitterten Antisemitismus getrübt.
Edgar Degas - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: