Aufbau und Zerstörung sind die Eckpfeiler der Kunst von Thomas Demand; den dazwischenliegenden Raum füllt der deutsche Fotokünstler mit großformatigen Zeugnissen des endgültig Vergangenen, mit Echos dessen, was einmal an dieser Stelle zu sehen war. Was er selbst geschaffen und vernichtet hat, hinterlässt er seinem Publikum nur als unwirklich-überwirkliches Abbild.
(...) WeiterlesenThomas Demand - Baumeister, Zerstörer, Bewahrer: ein Künstler voller Widersprüche
Thomas Demand wurde 1964 in München geboren. Er studierte von 1987 bis 1990 an der Akademie der bildenden Künste und war im Anschluss zwei Jahre lang Schüler von Professor Fritz Schwegler an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1994 erwarb er den Master of Fine Arts am Goldsmith's College in London. Der gelernte Bildhauer experimentierte zwar in einer frühen Phase mit Skulpturen, verwarf das schwere Material jedoch rasch zugunsten von Papier und Pappe. Eine Entscheidung, die deutlich Kosten sparte und dem Künstler die dringend benötigte Flexibilität gewährte. Denn Thomas Demand baut, um zu zerstören. Seine mit akribischer Sorgfalt und hohem handwerklichen Geschick erstellten Modelle sind nicht für die Ewigkeit, ja nicht einmal für den nächsten Tag bestimmt. Sie tragen in sich den Keim der Zerstörung – zwischen Geburt und Tod liegen nur wenige Fotografien, die Demand mit sicherem Auge erstellt und als sein eigentliches Kunstwerk versteht. So schafft der Künstler das, was er vernichten möchte, vernichtet, was er geschaffen hat und bewahrt doch beides.
Thomas Demand schafft Bilder, die man beinahe betreten könnte
Thomas Demand sieht sich nicht als Fotograf, sondern begreift sich als Künstler, als Weltenschöpfer. Die Vorstellung, ein Bild betreten zu können, fasziniert ihn. Darum fotografiert er nicht einfach eine bereits bestehende Örtlichkeit, sondern formt zunächst ihr dreidimensionales Abbild aus Papier und Karton. Diese sorgfältig erstellten Modelle, die nur durch ihre Sterilität und eine leichte Künstlichkeit verraten, dass sie nicht wirklich sind, stellen das unverzichtbare Bindeglied dar zwischen dem Original der Wirklichkeit und dem Abbild der Fotografie. Die Modelle von Thomas Demand sind Bilder, Bilder, die man betreten kann – oder besser könnte, denn der Künstler überlässt seinem Publikum nur eine Erinnerung an das Gewesene. Der dabei erreichte Grad an Perfektion legt beredt Zeugnis ab von dem hohen handwerklichen Geschick und der präzisen Beobachtungsgabe des Fotokünstlers Demand. Es sind nur winzige Details wie fehlende Schattenwürfe oder nicht vorhandene Spiegelungen, die einen Hinweis auf den wahren Charakter des Gezeigten geben.
Aus Geschichte und Gesellschaft: Motive mit Bedeutung
Thomas Demand wählt seine Motive mit Bedacht. Oft entnimmt er sie Pressefotografien relevanter Ereignisse; so gestaltete er zum Beispiel die Badewanne, in der 1987 der Politiker Uwe Barschel tot aufgefunden wurde, nach dem berühmten Titelbild der Zeitschrift stern – wenn auch gänzlich leer und ungenutzt. Es gehe ihm dabei nicht um Politik, betont der Künstler, sondern vielmehr um eine Gesamtschau der Welt und ihrer Geschichte, deren Historizität mit zunehmender zeitlicher Distanz immer stärker durch unscharfe Erinnerungen und fiktive Narration überlagert und verwischt wird. Thomas Demand eröffnet sich durch seine meist lebensgroßen Nachbauten selbst die Möglichkeit, einen Ort oder ein Ereignis der Vergangenheit zu besuchen – und obwohl er diese Besuche stets für sich allein unternimmt, lässt er durch seine hyperrealistischen Fotografien ein weltweites Publikum an seinen faszinierenden Reisen teilnehmen.
Thomas Demand lebt und arbeitet heute überwiegend in Los Angeles, unterhält aber noch ein Büro in Berlin.
Thomas Demand - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: