James Robertson – Der Tourismus brachte die Fotografie voran
James Robertson, geboren 1813 in Middlesex, England, sollte eigentlich eine Laufbahn als Graveur einschlagen; er erlernte diesen Beruf – wahrscheinlich sogar bei William Wyon, dem Hauptgraveur der Königlichen Münze – und übte ihn ab 1843 in Konstantinopel für die osmanische Münze aus. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wann James Robertson damit begann, sich für die Fotografie zu begeistern, aber wahrscheinlich liegen seine fotografischen Anfänge in den 1840er Jahren, vielleicht angeregt durch die vielen aufregenden und exotischen Eindrücke, die sich ihm in seiner Wahlheimat Konstantinopel boten und die er im Bild festhalten wollte. In den 1850er Jahren erfuhr die Fotografie einen starken Aufschwung, da immer mehr Touristen in den Nahen Osten reisten und Interesse an entsprechenden Souvenirs zeigten. Dieser Umstand lockte die frühen Pioniere des jungen Mediums Fotografie nach Ägypten und Konstantinopel; die vor allem aus Frankreich stammenden Fotografen wollten von der günstigen Lage profitieren.
Erfolgreiche Partnerschaft mit Felice Beato
James Robertson lernte einige der jungen Fotografen kennen, zu denen die Franzosen Gustave Le Grey (1820–1884), Félix Bonfils (1831–1885), die Italiener Antonio Beato (1832–1906) und Felice Beato (1832–1909) und die aus Griechenland stammenden Brüder Zangaki gehörten. Manche der Fotografen schlossen sich zu Partnerschaften zusammen, um sich besser behaupten zu können – James Robertson gründete gemeinsam mit Felice Beato die Firma Robertson & Beato, die mehrere Fotoexpeditionen nach Malta, Griechenland und Jerusalem unternahm. Zeitweilig schloss sich auch Felices Bruder Antonio dem Unternehmen an; es wird angenommen, dass die mit Robertson, Beato und Co. signierten Bilder auf Antonio als dritten Mann verweisen. Ende 1855 heiratete James Robertson die Schwester der Brüder Beato, Leonilda Maria Matilde Beato, mit der er drei Töchter hatte. In den 1850er Jahren entstand in James Robertsons Atelier eine Serie von Aquarellen mit touristenträchtigen Themen wie Schlangenbeschwörern und Teppichverkäufern, wobei unklar ist, ob der Künstler die Bilder von Grund auf neu gemalt oder lediglich existierende Fotografien bearbeitet hat.
Der erste Kriegsfotograf der Welt
James Robertson reiste 1858 gemeinsam mit seinem Kompagnon und Schwager Felice Beato sowie Charles Langlois und Karl Baptiste van Szatmari auf die Krim, wo sie die Arbeit des Briten Roger Fenton fortsetzten und die letzte Phase des Krimkrieges dokumentierten. erwarb sich mit seinen bahnbrechenden Bildern vom Fall Sewastopols den Ruf des »ersten Kriegsfotografen der Welt«; wenigstens 60 seiner Fotografien des Krimkriegs zählen zu den bedeutendsten und bekanntesten fotografischen Dokumenten dieser Zeit. Ob Robertson und Beato 1857 die Folgen des Sepoy-Aufstands in Indien dokumentierten, wie es einige Quellen nahelegen, ist in der Forschung allerdings umstritten. 1860 trennten sich die geschäftlichen Wege von Robertson und Beato; während Letzterer nach China reiste, um den Zweiten Opiumkrieg zu fotografieren, blieb James Robertson in Konstantinopel, gab das Fotografieren schließlich auf und arbeitete bis zu seinem Ruhestand weiter als Graveur bei der osmanischen Münze.
James Robertson starb am 18. April 1888 in Yokohama, Japan.
James Robertson - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: