Philipp Peter Roos

Philipp Peter Roos – Grundausbildung beim Vater, Reise nach Italien

Philipp Peter Roos wurde am 30. August 1657 in Sankt Goar geboren. Er war das älteste Kind des Frankfurter Tiermalers Johann Heinrich Roos, der nach einhelliger Meinung der Kunstkritik als einer der bedeutendsten Tiermaler des 17. Jahrhunderts gilt. Auch Theodor Roos, der jüngere Bruder von Johann Heinrich Roos und Onkel von Philipp Peter Roos, war Maler, hatte sich allerdings vor allem auf Historienszenen und Porträts spezialisiert. Die Grundausbildung in der Malerei erhielt Philipp Peter Roos von seinem Vater, wie später auch sein jüngerer Bruder Johann Melchior Roos, der sich ebenfalls mit Erfolg als Tiermaler versuchte, wobei er im Gegensatz zu Philipp Peter für seine Freiheiten bei der anatomischen Darstellung berüchtigt war. Philipp Peter Roos ging ab 1677 bei dem Kirchenmaler Giacinto Brandi (1621–1691) in die Lehre; die Reise nach Italien wurde durch die finanzielle Unterstützung des Landgrafen von Hessen-Kassel ermöglicht. Das Wohlwollen des Adels blieb dem Künstler über seine gesamte Karriere hinweg erhalten; fast jedes europäische Fürstenhaus wollte ein Original von Rosa da Tivoli besitzen.

Seine tierischen Modelle hielt sich der Künstler selbst

Philipp Peter Roos fand in Italien eine neue Heimat; er heiratete die Tochter seines Lehrers Brandi und trat aus diesem Grund auch zum Katholizismus über. Wie sein Vater malte er vor allem Hirten-Idylle, wobei er sich vom Stil der niederländischen Meister, dem sein Vater und seine Brüder folgten, weit entfernte und stärker der italienischen Schule zuneigte. Seine Modelle scharte Philipp Peter Roos in seinem baufälligen Haus bei Tivoli um sich: Der Künstler hielt sich dort so viele Rinder, Schafe und Ziegen, dass sein Domizil von Künstlerkollegen spöttisch als »Arche Noah« bezeichnet wurde. Nach seiner Wahlheimat nannte er sich fortan Rosa da Tivoli. Er galt als der begabteste der vier malenden Söhne von Johann Heinrich Roos und als der wahre Erbe seines Vaters. Eine Art Signatur stellte der schwarze Ziegenbock da, der in vielen seiner Bilder zu finden ist, mit seinem Namen kennzeichnete der Künstler allerdings nur seine Zeichnungen, niemals die Ölgemälde. Philipp Peter Roos starb am 17. Januar 1706 in Tivoli bei Rom. Seine Söhne Jakob Roos (genannt Rosa di Napoli) und Cajetan Roos (genannt Gaetano Rosa) traten in die väterlichen Fußstapfen und malten ebenfalls Tierbilder, erst sein Enkel Joseph Roos verlegte sich von Tiermotiven auf religiöse Themen.

Lebendige, kontrastreiche Bilder in lockerer Komposition

Philipp Peter Roos war Jahrhunderte nach seinem Tod Teil eines echten Kunstkrimis: Sein Ölbild Hirt und Herde wurde 1919 bei einem Einbruch aus der Neubrandenburger Kunstsammlung gestohlen. Der finnische Kunstsammler und Verleger Amos Andersen erwarb es 1926 in völliger Unkenntnis dieses Umstands für seine Sammlung, die zum Grundstock für das größte private Kunstmuseum in Finnland, dem Amos Anderson Kunstmuseum in Helsinki, wurde. Eine finnische Delegation gab es 102 Jahre nach dem Diebstahl in einem feierlichen Akt an das Land Neubrandenburg zurück. Bilder von Rosa da Tivoli waren auch mehrfach begehrte Objekte in der von Horst Lichter moderierten ZDF-Sendung Bares für Rares. Den bleibenden Ruhm verdankt Roos wohl seiner lebendigen Darstellung, die in der charmanten Unordnung der Komposition und der genauen Beobachtungsgabe des Malers gründet; die virtuose und kontrastreiche Ausführung der meist großformatigen Ölgemälde wird durch die im Lauf der Jahrhunderte oft stark nachgedunkelten Farben nur unwesentlich geschmälert.