Giulio Romano

Giulio Romano - Meisterschüler und Erbe von Raffael in Rom

Giulio Romano wurde im Jahr 1499 in Rom geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Seine Zeitgenossen kannten ihn als Giulio Pippi, was eine Verkürzung seines eigentlichen Namens Giulio di Pietro di Filippo de' Gianuzzi darstellte. Als Fünfzehnjähriger trat Giulio Romano in die Werkstatt von Raffael ein und machte sich dem Meister bald unentbehrlich. Er unterstützte seinen berühmten Dienstherrn und Lehrer bei zahlreichen Aufträgen im Vatikan und in der Villa Farnesina, arbeitete schon früh mit Künstlern wie Raffaellino de Colle, Giovanni da Udine und Gianfrancesco Penni zusammen. Mit Letzterem trat Romano nach Raffaels Tod das Erbe des Meisters an, führte dessen Arbeit in Rom fort und sorgte so dafür, dass die Raffael-Werkstatt ihre beherrschende Stellung im römischen Kunstbetrieb behaupten konnte. Zunächst folgte Giulio Romano noch eng dem Vorbild seines verstorbenen Meisters, vollendete, was dieser begonnen hatte, zeigte dabei aber immer deutlichere Ansätze einer bevorstehenden Weiterentwicklung.

Neue Wege führten Giulio Romano nach Mantua

Zu den von Giulio Romano vollendeten Meisterwerken Raffaels gehörte möglicherweise die weltberühmte und in der Kunstgeschichte einzigartige Transfiguration. Während es dabei aber höchstens ein paar wenige Figuren im Hintergrund betraf, die vielleicht auch seinem Kollegen Penni zugeschrieben werden können, wagte Romano bei der Ausgestaltung der vatikanischen Sala di Constantino für Papst Leo X. eine erste deutliche Abweichung von den Vorgaben Raffaels. Damit machte der Künstler einen großen Schritt in Richtung des Manierismus – und weg von Rom nach Mantua, wo der regierende Herzog Federico II. Gonzaga auf den vielversprechenden jungen Künstler aufmerksam wurde und ihn 1524 kurzerhand zu seinem Hofarchitekten machte. In der Folge veränderte Romano das Stadtbild von Mantua grundlegend; seine bahnbrechende und umwälzende Arbeit als Architekt gipfelte in seinem berühmten Hauptwerk, dem Palazzo del Tè, zu dessen spektakulärer Innenausstattung das berühmteste Fresko des Manierismus zählt: Das meisterhaft ausgeführte Gemälde Fall der Giganten überlistet das Auge des Betrachters und gaukelt die perfekte Illusion einer sich in die Ferne wölbenden Kuppel vor.

Der Manierismus als künstlerisches Vermächtnis

Giulio Romano entfaltete von Mantua aus eine immense Wirkung auf die italienische Kunstszene, was zum einen an seiner großartigen Befähigung lag, zum anderen aber auch durch die zentrale Lage der Stadt begünstigt wurde – Künstler und Handwerker aus allen Teilen Oberitaliens fanden sich hier zusammen, um zeitweilig unter Romano zu arbeiten und nahmen die dabei empfangenen Impulse wieder mit in ihre Heimat. Der Nachwelt ist Giulio Romano für seine prachtvollen Deckenfresken mit religiösen und mythologischen Motiven in eindrücklicher Erinnerung, doch traf er zumindest in seinen frühen Jahren nicht immer den Geschmack der Kirche: Seine modi, 16 erotische Zeichnungen aus den 1520er Jahren, wurden zwar von Marcantonio Raimondi in Kupfer gestochen und von Pietro Aretino mit anzüglichen Versen garniert, kamen nach ihrer Veröffentlichung aber umgehend auf den Index.

Giulio Romano starb am 1. November 1546 in Mantua – kurz nach seiner Ernennung zum Architekten des Petersdoms in Rom.