Marlene Dumas liebt das Grauen, nur das Schreckliche sei wirklich schön, findet die südafrikanische Künstlerin, die auf Basis detailgetreuer Fotografien vage Bildnisse einer grausamen Welt schöpft und den arglosen Betrachter mit abgründigen Phantasmagorien verstört.
(...) WeiterlesenMarlene Dumas - Kunststudium in Kapstadt, Emigration in die Niederlande
Marlene Dumas wurde am 3. August in Kapstadt geboren. An der dortigen Universität startete sie ihre Karriere als Künstlerin mit einem Studium der visuellen Kunst. Nachdem sie 1976 ihren Bachelor of Arts erworben hatte, verließ sie ihre Heimat Südafrika und übersiedelte in die Niederlande. Schon während ihres Studiums hatte sie sich mit Collagen, Zeichnungen, der Malerei und vereinzelt auch mit Skulpturen beschäftigt; bereits in dieser Frühphase ihrer künstlerischen Entwicklung zeigte sie einen starken Fokus auf die menschliche Gestalt, die sich später als das wichtigste Motiv von Marlene Dumas erweisen sollte. Ein weiterer früher Schwerpunkt war die Auseinandersetzung zwischen Schwarz und Weiß, bei der sich auch durchaus Einflüsse der in ihrem Heimatland noch spürbaren Apartheid bemerkbar machten, obwohl die Künstlerin diese dunkle Epoche nie ausdrücklich zum Gegenstand ihrer Kunst erhob.
Unterricht bei Carel Visser, Jan Dibbets und Ger van Elk
In den Niederlanden intensivierte Marlene Dumas ihr Kunststudium; im freien Künstlerinstitut De Ateliers, das damals noch Ateliers '63 hieß, begab sie sich unter die Fittiche des Bildhauers Carel Visser sowie der Konzeptkünstler Ger van Elk und Jan Dibbets. Der Einfluss der Haarlemer Zeit war so stark, dass er zu einem vorübergehenden Bruch im Werk von Marlene Dumas führte: Anstelle der ihr eigenen figurativen Malerei setzte die Künstlerin auf die Auseinandersetzung mit dem Informel und abstrakter Kunst. Diese Ausrichtung war aber nicht von Dauer. Anfang der 1980er-Jahre kehrte Marlene Dumas endgültig zur figurativen Darstellung zurück, wobei sie die Realität nur als vagen Ausgangspunkt für ihre Verfremdungen und Umgestaltungen akzeptierte.
Marlene Dumas sucht das Schöne im Schrecklichen
Auch ein Psychologiestudium, das die Künstlerin kurz vor dem Abschluss abbrach, fand seinen Weg in die Arbeit von Marlene Dumas, die sich besonders für die Psychologie des Grauens interessiert. Um diese möglichst eindrücklich abzubilden, genügen ihr die Möglichkeiten der abstrakten Kunst nicht. Stattdessen setzt sie auf figurative Techniken, bei denen sie auf naturgetreue Vorlagen zurückgreift, meist Fotografien, die sie entweder selbst erstellt oder Zeitschriften und Magazinen entnommen hat. Die naturgetreuen, detailreichen Vorlagen werden verformt, verfremdet, entstellt und bekommen damit eine neue, schreckliche Tiefe, die den Betrachter an den furchtbaren, alles verschlingenden Abgrund erinnert, vor dem Friedrich Nietzsche in seinem epochemachenden Werk Jenseits von Gut und Böse so eindrücklich gewarnt hat. Für Dumas geht es dabei aber nicht um das Erschrecken des Publikums oder gar nur um einen billigen, wohligen Grusel, sondern um nichts weniger als um die Wirklichkeit selbst, die für sie untrennbar verbunden ist mit dem Schrecklichen, während sie in der Einseitigkeit des Schönen nur eine romantische Verklärung erblickt.
Rege Ausstellungstätigkeit, vielfache Auszeichnungen
Für ihre Kunst erhielt Marlene Dumas Preise und Auszeichnungen verschiedener Art, darunter den 2011 Rolf-Schock-Preis und 2017 den Hans-Theo-Richter-Preis. Auf zahlreichen Ausstellungen war und ist die Künstlerin vertreten, so auf der 7. und 9. Documenta in Kassel, auf den Biennalen von Venedig, Johannesburg, São Paolo und Sydney. Ihre Werke sind begehrt bei Museen und privaten Sammlern.
Marlene Dumas - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: