Edouard (Léon) Cortès

Édouard Cortès wurde am 6. August 1882 in Lagny-sur-Marne geboren. Als Sohn des spanischen Malers Antionio Cortés y Aguilar (1827–1907), der zeitweilig für den König von Spanien gearbeitet hatte, erhielt er seinen ersten Malunterricht von seinem Vater und es war auch der väterliche Rat, der ihn zur Fortsetzung seines Studiums nach Paris führte. Bereits der Großvater Andrés Cortés y Aguilar (1812–1879) war ein bekannter Maler gewesen, der an den Buntglasfenstern der Kathedrale von Sevilla gearbeitet hatte. Im Jahr 1899 studierte Édouard Cortès klassische und impressionistische Malerei bei William Adolphe Bouguereau (1825–1905) an der École des Beaux-Arts in Paris, 1901 konnte er einige seiner frühen Arbeiten mit einigem Erfolg im Salon des Indépendants präsentieren und damit erste Reputation im Künstlermilieu gewinnen. 1914 heiratete Édouard Cortès Fernande Joyeuse, mit der er 1916 die Tochter Jacqueline Simone bekam. Das in Cortès' Werk häufige Motiv einer Frau mit Kind wird von der Forschung mit der Familie des Malers in Verbindung gebracht.

Édouard Cortès meldete sich trotz seiner pazifistischen Gesinnung mit 32 Jahren freiwillig zum Militär, als die Kampfhandlungen während des Ersten Weltkriegs in die Nähe seiner Heimatstadt gekommen waren. Bei seinem Einsatz für die französische Infanterie wurde er von einem Bajonett verwundet und in ein Militärkrankenhaus gebracht. Für seine Tapferkeit erhielt er das Croix de guerre (»Kriegskreuz«), einen militärischen Tapferkeitsorden, und man bedrängte ihn, seine künstlerischen Fähigkeiten für die Skizzierung feindlicher Stellungen zu nutzen. Édouard Cortès lehnte dieses Ansinnen mit Nachdruck ab und verweigerte später auch den Eintritt in die französische Ehrenlegion. Zum Ende des Kriegs starb seine Frau und er heiratete kurz darauf seine Schwägerin Lucienne Joyeuse. Édouard Cortès war ein bescheidener Mann und pflegte eine einfache Lebensweise umgeben von engen Freunden. Einzig auf seine künstlerische Unabhängigkeit legte er großen Wert; er sei nur ein Schüler seiner selbst, antwortete er einmal auf die Frage nach seinen Vorbildern.

Édouard Cortès malte bevorzugt Pariser Straßenszenen, wobei er häufig auf dieselben Motive zurückgriff, die er nach Tages- und Jahreszeiten variierte und mit verschiedenen Lichtstimmungen darstellte. Diese poetischen Gemälde verkörperten eine tiefempfundene Sehnsucht nach der vergangenen Belle Époque und bedienten nostalgische Sehnsüchte, nicht zuletzt die eigenen des Künstlers, der in den 1950er Jahren noch Pferdeomnibusse malte und feststellte, dass er mit seinen Gemälden die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg anzuhalten versuche. Seine Bilder sind bis heute begehrt und erzielen große Verkaufserfolge bei Christie's und Sotheby's. 1988 wurden vier dieser Bilder bei einem Einbruch in die Simic Gallery in Carmel, Kalifornien, gestohlen.

 

Édouard Cortès starb am 26. November 1969 in seiner Geburts- und Heimatstadt Lagny-sur-Marne.