Johannes Wohnseifer

Johannes Wohnseifer - Schwer verdauliche Themen in frischer Bildersprache

Johannes Wohnseifer wurde 1967 in Köln geboren. Damit ist er alt genug, um einschneidende Ereignisse der deutschen Nachkriegsgeschichte bewusst miterlebt zu haben – als Künstler beschäftigt er sich dann auch mit Vorfällen wie den Olympischen Sommerspielen 1972, die für immer mit dem blutigen Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Delegation verbunden sind, sowie das verbrecherische Wüten der Roten Armee Fraktion im sogenannten Deutschen Herbst. Es sind solche durchaus schwer verdauliche Themen, denen sich Johannes Wohnseifer mit seinen oft an Plakate erinnernden, glänzenden Gemälden annähert. Dabei ist sich der Künstler bewusst, dass in unserem durch die hektische und schnelllebige Populärkultur geprägten Alltag die gewünschte Tiefe nur schwer zu erreichen ist, weil die Aufmerksamkeitsspannen immer geringer werden und die notwendige Beachtung nicht leicht zu generieren ist. Dieser Entwicklung zollt Johannes Wohnseifer durchaus Tribut, ohne jedoch der naheliegenden Versuchung zu bloßer Effekthascherei zu erliegen. Mit seinen Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten nimmt er die Stilmittel der Gegenwart auf und verleiht ihnen eine neue Form und Ausdruckskraft.

Leni Riefenstahl und deutsche Wehrmacht in RAL-Farben

Wenn sich Johannes Wohnseifer mit heiklen und belasteten Themen wie dem Verhältnis der deutschen Öffentlichkeit zur umstrittenen einstigen Erfolgsregisseurin Leni Riefenstahl oder der Stellung der Wehrmacht künstlerisch befasst, dann bedient er sich dafür bevorzugt standardisierter RAL-Farben. Darunter versteht man eine Farbskala, die in ihrer Geschichte auf die 1920er Jahre zurückgeht, wo zum Zweck eines sparsamen Rohstoffverbrauchs ein einheitlicher Standard geschaffen werden sollte. Dieser hat sich zwar im Lauf der Jahre deutlich verändert und aus ehemals 40 Farben sind inzwischen ganze 1898 geworden, aber Johannes Wohnseifer hat sich für die aus vier Bildern bestehende Serie Wehrmachtsausstellung mit Bedacht an die damals geschaffene Original-Skala gehalten und damit eine Anknüpfung an seine frühere Serie Colourfield Disasters geschaffen. Sein Interesse an RAL-Farben inspiriert den Künstler aber auch zu weniger heiklen Arbeiten: Das Logo der Deutschen Bahn, das ursprünglich in drei unterschiedlichen RAL-Farbtönen bestand, hat er für eine seiner Ausstellungen rekonstruiert und in fünf verschiedenen Versionen vorgestellt.

International beachtete Auseinandersetzung mit der Populärkultur

Johannes Wohnseifer beschränkt sich nicht auf einzelne Werke, sondern simuliert mitunter ganze Systeme und Kreisläufe, entwirft begleitende Webseiten für seine Ausstellungen, entwirft ein Spiel der Medien, die auf vielfältige Weise ineinandergreifen und für eine spannende Gesamterfahrung sorgen. In der fortwährenden Auseinandersetzung mit den Ikonen der Populärkultur verwischt Wohnseifer die Grenzen zwischen intellektuellem Anspruch und leichter Unterhaltung mit spielerischer Leichtigkeit. Mit seinen innovativen Arbeiten hat Johannes Wohnseifer ganz eindeutig einen Nerv der Zeit getroffen, seine Werke sind in so renommierten Galerien wie Gisela Capitain in Köln, Johann König in Berlin und Casey Kaplan in New York vertreten.

Johannes Wohnseifer lebt und arbeitet heute abwechselnd in Köln und Erftstadt.