Magdalena Abakanowicz
Geburtsdatum/-ort
20. Juni 1930, Raszyn-Falenty, Polen
Todestag/-ort
20. April 2017, Warschau, Polen
Magdalena Abakanowicz gilt nicht nur als eine der wichtigsten Künstlerinnen Polens, sondern auch als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr eindrucksvolles Werk wurde auf über 100 Gruppen- und Einzelausstellungen überall auf der Welt gezeigt.
Magdalena Abakanowicz - Durch wirtschaftliche Zwänge auf neue Schöpfungshöhen
Magdalena Abakanowicz wurde am 20. Juni 1930 in Raszyn-Falenty bei Warschau geboren. Sie entstammte dem polnischen Adel, ihr Vater gehörte der Minderheit der Lipka-Tartaren an. Ihr früh erwachtes Interesse an der Malerei führte sie im Alter von 20 Jahren an die Kunstakademien von Warschau und Danzig, wo sie von 1949 bis 1954 studierte. Immer stärker interessierte sich Magdalena Abakanowicz neben dem Malen auch für die Gestaltung plastischer Kunst. Schon als Kind hatte sie auf dem mütterlichen Landgut aus verschiedenen Materialien, die sie bei ihren Streifzügen entdeckte, ihre eigenen Figuren und Formen geschaffen. Diese Gabe kam ihr zugute, als die wirtschaftlich prekären Verhältnisse in Polen es zunehmend erschwerten, die notwendigen Ressourcen für ihre künstlerische Tätigkeit aufzutreiben: Magdalena Abakanowicz besann sich auf die Erfahrungen ihrer glücklichen Kindheit und fing an, aus den unterschiedlichsten Fundsachen Skulpturen zu formen, die teils monumentale Ausmaße erreichten und über eine große Ausdruckskraft verfügten.
Internationaler Durchbruch mit tiefsinnigen Körperskulpturen
Magdalena Abakanowicz betätigte sich seit Mitte der 1950er-Jahre als unabhängige Künstlerin und konnte erstmals im folgenden Jahrzehnt internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als sie ihre großflächigen gewebten Wandtextilien präsentierte. 1965 zeigte sie auf der Biennale von São Paolo ihre Werkreihe Abakans, mit weichen Formen gewebte Großskulpturen, und wurde für diese kreative Innovation mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Im selben Jahr erreichte die Künstlerin der Ruf der Posener Kunstakademie, an der sie 25 Jahre lang lehren sollte. In dieser Zeit entwickelte Magdalena Abakanowicz ihr künstlerisches Markenzeichen, mit dem sie schließlich Weltruhm erlangte: Köpfe und ganze Figuren aus Sackleinen, Klebstoff, und Harz, Tiere und Vögel, die mitunter an archaische Kunstwerke eines längst untergegangenen Volkes erinnern. Viele Betrachter zeigten sich irritiert, konnten den Blick aber nicht abwenden und verhalfen Abakanowicz so zu ihrem internationalen Durchbruch, der spätestens 1980 mit ihrer triumphalen Teilnahme an der Biennale von Venedig vollzogen war.
Vielfach ausgezeichnet und gefeiert von Kritik und Publikum
Magdalena Abakanowicz entwickelte für ihre Werkreihe Abakans, deren Name sich natürlich von ihrem eigenen ableitete, eine völlig neue Webetechnik. Die mit dieser stets verfeinerten und erweiterten Technik entstandenen dreidimensionalen Textilskulpturen fanden ihren Weg in die großen Museen der Welt und begeisterten ein großes Publikum. Ihre späteren Werke formte die Künstlerin aus widerstandsfähigeren Materialien wie Beton, Eisen, Stein oder Bronze. Trotz aller offensichtlichen Ähnlichkeit der einzelnen Skulpturen und Werkserien weist doch jedes Objekt seine individuellen Züge auf. Für ihre Kunst erhielt Magdalena Abakanowicz Preise und Auszeichnungen, darunter 1998 der Orden Polonia Restituta ihres Heimatlandes und 2000 der Verdienstorden der Republik Italien. Außerdem gehörte sie zahlreichen Akademien in Europa und den USA an. Ihren großen Erfolg in Deutschland nutzte die Künstlerin zur Stärkung der deutsch-polnischen Beziehungen, wofür ihr der deutsche Botschafter Michael H. Gerdts 2010 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern überreichte.
Magdalena Abakanowicz starb am 20. April 2017 in Warschau.
© Kunsthaus Lempertz