Anni Albers

Anni Albers - Studium am Bauhaus, Hochzeit mit Josef Albers

Anni Albers wurde am 12. Juni 1899 als Annelise Fleischmann in Berlin geboren. Als Tochter eines großbürgerlichen Möbelfabrikanten konnte sie schon während ihrer Schulzeit privaten Kunstunterricht nehmen; im Alter von 17 Jahren besuchte sie das von Martin Brandenburg geleitete Studienatelier für Malerei und Plastik. Für den Schriftsteller Sten Nadolny war Anni Albers in der Rückschau schön und schwierig, eine junge Frau, die bewusst gegen die Zwänge ihrer Zeit rebellieren und mit Konventionen brechen wollte. Trotz ihrer dreijährigen akademischen Ausbildung wurde Albers' Bewerbung an der Dresdner Akademie für Malerei (heute Hochschule für Bildende Künste Dresden) aufgrund ihres Geschlechts abschlägig beschieden. 1919 begann Albers deshalb ein Studium an der Hamburger Kunstgewerbeschule (heute Hochschule für bildende Künste Hamburg). 1922 ging sie an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Zunächst besuchte sie dort den Vorkurs bei Johannes Itten und Georg Muche, nach dem 1925 erfolgten Umzug des Bauhauses nach Dessau wurden László Moholy-Nagy und Josef Albers ihre Lehrer; Albers und Annelise Fleischmann heirateten noch im selben Jahr.

Die Abstraktion als künstlerisches Ausdrucksmittel

Anni Albers teilte mit ihrem Mann die Faszination für die Abstraktion, mit der Paul Klee die rebellische junge Frau bekannt gemacht hatte. In der Abstraktion fand Albers das künstlerische Mittel, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und neue Akzente zu setzen. In der Werkstatt für Weberei am Bauhaus trat sie nach internen Auseinandersetzungen die Nachfolge von Gunta Stölzl als Leiterin an. Neben ihrem großen handwerklichen Können besaß Anni Albers ein Gespür für Innovationen und neuartige Herangehensweisen; bereits ihr Bauhausdiplom hatte sie 1930 mit einem einzigartigen, das Licht reflektierenden und den Schall dämpfenden Vorhang aus Baumwolle und Zellophan erworben. Trotz ihrer Erfolge stand sie lange Zeit im Schatten ihres Mannes, was sie auch darauf zurückführte, dass das Weben als Handwerk und die Malerei als Kunst angesehen wurde. Albers verwandte viel Zeit und Energie darauf, diese Fehleinschätzung zu ändern.

Große Erfolge als Textilkünstlerin in den USA

Anni Albers und ihr Mann Josef Albers emigrierten 1933 mit Hilfe des Architekten Philip Johnson in die USA und fanden am Black Mountain College in North Carolina, einer Kunsthochschule, eine Anstellung. Reisen nach Kuba und Mexiko brachten Albers in Kontakt mit traditionellen Webtechniken, die sie in ihre eigenen Gestaltungskonzepte miteinfließen ließ. Die zunehmende Industrialisierung des Webhandwerks ließ Anni Albers jedoch an dessen künstlerischen Perspektive zweifeln und sich der abstrakten Grafik zuwenden, eine Entscheidung, die durch ihre Arthritis noch bestärkt wurde. Für die Designerin Florence Knoll entwarf Albers ganze Serien abstrakt gemusterter Textilien. Im Auftrag des Jüdischen Museums in New York entstand 1966/67 aus Baumwolle, Leinen, Bast und Metallgarn das fast zwei Meter hohe und drei Meter breite Holocaust-Mahnmal Six Prayers, das als ein Hauptwerk von Anni Albers gilt. 1965 fasste Albers ihre gesammelten Erkenntnisse und Überlegungen in Bezug auf die Webkunst in ihrem wichtigen Grundlagenwerk On Weaving zusammen. 1949 erhielt sie als erste Textilkünstlerin überhaupt eine Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York.

Anni Albers starb am 9. Mai 1994 in Orange, Connecticut.