Sophie Anderson

Sophie Anderson, geboren 1823 in Paris als Sophie Gengembre Anderson, war die Tochter des französischen Architekten Charles Antoine Colomb Gengembre und einer Engländerin. Sie verbrachte ihre Kindheit in Paris, wo die Eltern einen Freundeskreis aus Künstlern und Intellektuellen pflegten. Mit siebzehn Jahren zeigte sie ein gesteigertes Interesse an der bildenden Kunst, konnte sich das Zeichnen und Malen aber zu weiten Teilen nur als Autodidaktin aneignen. Nur kurz studierte Sophie Anderson in Paris bei dem Porträt- und Historienmaler Carl von Steuben, dessen Abreise nach Russland ihrer Ausbildung ein vorzeitiges Ende bereitete. Zwar machte sie die Bekanntschaft von anderen Künstlerinnen und erhielt von diesen auch ein wenig Unterweisung, aber im Wesentlichen war Sophie Anderson bei ihrer künstlerischen Entwicklung auf sich allein gestellt. Die Umwälzungen der Februarrevolution 1848 veranlasste die Familie Gengembre, in die USA zu emigrieren. In Cincinatti, Ohio, lernte Sophie Gengembre den britischen Genremaler Walter Anderson kennen, den sie später heiratete.

Sophie Anderson konnte im Oktober 1849 in der Western Art Union Gallery eine Auswahl ihrer Porträts, Figuren- und Landschaftsbilder ausstellen. Besonderen Anklang fand ein aus drei Tafeln bestehendes Szenenbild aus dem viktorianischen London, das unter dem Titel The Ladder of Love das heimliche Stelldichein eines Liebespaares im warmen Licht des Sommermonds zeigte. 1851 nahm Henry Howe einige Illustrationen von Sophie Anderson in die Historical Collections of the Great West auf. Mit ihrem späteren Ehemann Walter Anderson arbeitete die Künstlerin an einer Reihe Porträts protestantischer Episkopalbischöfe. Das Paar heiratete wahrscheinlich in Manchester, Pennsylvania, wo Sophie Gengembre Anderson für die Firma des Lithografen Louis Prang tätig war. 1854 zog das Ehepaar Anderson nach London, wo Sophie mit Ausstellungen in der Society of British Artists sowie in der Royal Academy wachsende Erfolge feierte. 1858 kehrten die Andersons noch einmal für einige Jahre nach Pennsylvania zurück, ehe sie sich 1863 endgültig in London niederließen.

Sophie Anderson zog aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme mit ihrem Mann 1871 auf die Insel Capri, die damals als Künstlerkolonie galt und Malern wie John Singer Sargent, Frederic Leighton, Edouard Alexandre Sain und Walter McLaren als Ort der Selbstverwirklichung diente. In der von einem großen Garten gesäumten Villa Castello gaben die Andersons häufig Gesellschaften und pflegten so einen regen künstlerischen Austausch. Als Malerin war Sophie Gengembre Anderson noch sehr produktiv: Auf Capri entstanden zahlreiche Bilder im Stil des Neoklassizismus. 1894 kehrte das Paar nach England zurück und ließ sich in Cornwall nieder.

 

Sophie Anderson starb am 10. März 1903 in Falmouth, Cornwall, England, zwei Monate nach ihrem Ehemann. Im Jahr 2008 wurde ihr Bild No Walk Today für über 1 Million Pfund bei Sotheby's in London versteigert.