Lewis Baltz schuf mit der neuen topografischen Bewegung nicht nur eine revolutionäre fotografische Stilrichtung, sondern er veränderte auch die Ästhetik des Bildes. Der US-amerikanische Fotokünstler wurde damit zu einem der wichtigsten und einflussreichsten topografischen Fotografen des 20. Jahrhunderts.
(...) WeiterlesenLewis Baltz - Nüchternheit statt Leidenschaft als künstlerisches Markenzeichen
Lewis Baltz wurde am 12. September 1945 in Newport Beach, Kalifornien, geboren. Es war eine Region im Aufbruch, eine prosperierende Umgebung, deren rasant fortschreitende bauliche Entwicklung ein frühes Interesse an Architektur in dem jungen Mann weckte. Demzufolge arbeitete er zeitweise auf dem Bau, ehe er schließlich doch ein Studium der Kunstgeschichte begann, um sich auf diesem Weg dem drohenden Militärdienst und einer Teilnahme am Vietnamkrieg zu entziehen. Baltz besuchte bis 1969 das San Francisco Art Institute und erwarb im Anschluss an der Claremont Graduate School seinen Master of fine Arts. In der Rückschau erklärte Lewis Baltz einmal, er habe die Fotografie eigentlich nicht sonderlich gemocht, sondern sie nur als einfachste aller zur Verfügung stehenden Methoden begriffen, um die Realität möglichst unmittelbar festzuhalten. Wahrscheinlich war es gerade dieser überaus nüchterne Ansatz, der ihm seinen unvergleichlich direkt-distanzierten Blick auf die Dinge erlaubte.
Der Beginn des New Topographic Movement
Lewis Baltz näherte sich seinen Objekten ohne künstlerische Idealisierung in geradezu autistisch aufdringlicher und unsensibler Weise. Das wird bereits an seinem berühmtesten Werk, der von 1967 bis 1976 entstandenen Serie The Prototype Works, deutlich. Der Fotograf zeigt dabei das Unauffällige, Selbstverständliche, das jeder sieht, aber kaum jemand wahrnimmt. Ausschnitte von Häuserfassaden, einzelne Fenster, Schilder, Türen und Tore. Die Ästhetisierung des Profanen entwickelt dabei die Faszination eines geschlossenen Vorhangs, der den Betrachter auffordert, genauer hinzusehen, um einen Blick auf das zu erhaschen, was sich dahinter verbirgt. Die Vergrößerung der Einzelheiten führt bisweilen zu einer surrealen Bildkomposition, die den Fotografien von Lewis Baltz etwas Abstraktes verleiht. Mit dieser Art zu fotografieren erregte Baltz schnell internationale Aufmerksamkeit und wirkte für seine Disziplin stilbildend. 1975 nahm er an seiner vielleicht wichtigsten Ausstellung teil: Die im George Eastman House in Rochester stattfindende Präsentation New Topographics: Photographs of a Man-altered Landscape gilt als Gründungsakt einer ganzen fotografischen Stilrichtung.
Ein kritischer Blick auf die Technologisierung der Welt
Lewis Baltz übersiedelte in den 1980er-Jahren nach Europa und nutzte für seine Fotografien nun größere Formate. Ob er nun urbane Umgebungen fotografierte oder Landschaften: Immer suchte er nach den Spuren des Menschen, nach künstlich geschaffenen Strukturen. Kritisch betrachtete Lewis Baltz die zunehmende Technologisierung der Welt und die hilflose Abhängigkeit, in die der Mensch sich dabei selbst brachte. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit wandte er sich auch der Lehre zu: Im Jahr 2002 wurde er Professor für Fotografie in der Schweiz. Lewis Baltz veröffentlichte zahlreiche Fotobücher, eine CD-ROM und mehrere Videoprojekte. Seine Werke sind heute auf der ganzen Welt begehrt, ein Großteil seiner Kunst befindet sich im Besitz von Museen in Los Angeles, Chicago, Tokio und Helsinki. 2012 gab es in Bonn eine erste große Retrospektive des gefeierten Künstlers in Deutschland.
Lewis Baltz starb am 22. November 2014 in Paris.
Lewis Baltz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: