Tilo Baumgärtel

Tilo Baumgärtel studierte bei Arno Rink in Leipzig

Tilo Baumgärtel wurde 1972 in Leipzig geboren und erwarb im Rahmen des in der DDR möglichen Ausbildungsweges »Beruf mit Abitur« als Facharbeiter für Werkmaschinen seine Studienbefähigung. 1991 führte ihn seine Neigung zur bildenden Kunst an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, ab 1994 besuchte er dort die Fachklasse von Professor Arno Rink (1940–2017), bei dem er von 1998 bis 2000 auch als Meisterschüler studierte. Seit 1999 verdingt er sich in Leipzig als freischaffender Künstler. Als einer von rund 80 Künstlern lebt er auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei, auf dem sich heute zahlreiche Ateliers und Galerien befinden. Wohnung und Werkstatt teilt sich Tilo Baumgärtel mit seiner Ehefrau, der Schweizer Fotografin Nadin Maria Rüfenacht (*1980), das Paar hat fünf Kinder und zwei Windhunde. Von 2015 bis 2016 lehrte Tilo Baumgärtel selbst als Professor für Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2018 übernahm er eine Professur für Malerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Surreale Szenerien als konkrete Stimmungsbilder

Tilo Baumgärtel versteht seine Kunstwerke als zweidimensionale Dioramen mit klar verortbaren Koordinaten. Die Orte, an die er sich mit seiner Kunst begibt, umfassen dabei weit mehr, als er durch seine künstlerische Arbeit zugänglich macht. Er selbst vergleicht seine Werke mit dem Screenshot eines ganzen Spielfilmes, der nie gedreht wurde. Der durch das Überangebot des digitalen Zeitalters stark erhöhten Reizschwelle des Publikums kann der Künstler seiner Meinung nach auf zwei Arten begegnen: durch Überbieten oder Unterlaufen. Je besser der Künstler dabei das nötige Handwerk beherrscht, desto mehr Werkzeuge stehen ihm zur Verfügung, um seine Impulse und Positionen zu vermitteln. Für Tilo Baumgärtel dienen die surrealen Szenerien, die er in konkreten Formen fixiert, vor allem der Wiedergabe von Stimmungen. Die beunruhigenden Welten der Leipziger Künstlers sind gleichermaßen verstörend-wirklich und träumerisch-unwirklich, sie faszinieren durch ihre subtile und konsequente Verschiebung eigentlich vertrauter Elemente.

Ein bedeutender Vertreter der Leipziger Schule

Tilo Baumgärtel wird der Neuen Leipziger Schule zugerechnet, mit deren Aushängeschild Neo Rauch (*1960) er sich zeitweilig einen Atelierraum teilte. Seit 2011 arbeitet der Künstler immer wieder mit verschiedenen Theatern zusammen und konzipiert Bühnenbilder, die er auch auf Video festhält. Mit dem Leipziger Theaterregisseur Sebastian Hartmann (*1968) erarbeitete er die Szenarien für dessen Aufführungen von Der Trinker und Krieg und Frieden, weitere Arbeiten entstanden für das Deutsche Theater Berlin (Lulu), die Nibelungenfestspiele Worms und das Staatsschauspiel Dresden. Für seine Kunst erhielt Tilo Baumgärtel Preise und Auszeichnungen, darunter ein Stipendium am Deutschen Studienzentrum in Venedig (2001) und – als erster Künstler überhaupt – den Kunstpreis der Sachsen Bank (2002). Er gehörte 2002 zu den Gründern der Produzentengalerie LIGA in Berlin und war bis zu deren Auflösung 2004 aktives Mitglied.

Tilo Baumgärtel lebt und arbeitet in seiner Geburts- und Heimatstadt Leipzig.