Lothar Baumgarten

Lothar Baumgarten wurde am 5. Oktober 1944 in Rheinsberg geboren. Er besuchte 1968 die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und studierte im Anschluss von 1969 bis 1971 an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort wurde er unter anderem von Joseph Beuys (1921–1986) unterrichtet, der mit seinem Verständnis der Anthroposophie großen Einfluss auf das Schaffen des jungen Künstlers ausübte. 1972 ermöglichte der Maler und Galerist Konrad Fischer (auch Konrad Lueg, 1939–1996) in seiner Düsseldorfer Galerie die erste Einzelausstellung von Lothar Baumgarten. Mittels eines Diavortrags simulierte der Künstler eine fiktive Schiffsreise auf dem Amazonas, die sechs Jahre später Wirklichkeit wurde, als Baumgarten in den Jahren 1978/79 ins Amazonasgebiet reisen konnte und dort achtzehn Monate lang bei dem indigenen Volk der Yanomami an der Grenze zwischen Venezuela und Brasilien lebte. In dieser Zeit entstanden viele Ton- und Videoaufnahmen, die Baumgarten Jahre später im Museum Folkwang in Essen präsentierte: Die Ausstellung Lothar Baumgarten Abend der Zeit – Señores Naturales Yanomami lief sechs Monate lang.

Lothar Baumgarten beschäftigte sich in seinem künstlerischen Werk immer wieder mit kulturellen und historischen Themen. Auf die Frage nach dem europäischen Blick auf fremde Kulturen, die seine Beschäftigung mit den indigenen Amazonasstämmen angetrieben hatte, folgte 1987 eine Installation in Münster, die sich mit den Anführern der fanatischen Täuferbewegung auseinandersetzte. Lothar Baumgarten installierte drei Lampen in den eisernen Körben, in denen einst die malträtierten Leichname der Aufrührer zur Abschreckung des Volkes ausgestellt waren. Eine wichtige Rolle im Schaffen Baumgartens spielte auch die Fotografie, auf die er für seine Projekte gern zurückgriff. Für seine Essay-Collage Carbon kombinierte er Fotografien, Zeichnungen und Kurzgeschichten zu einer Dokumentation über die Erschließung des US-amerikanischen Westens. In seinem Spätwerk nahm der Künstler auch Bezug auf historische Gemälde aus der Kolonialzeit, die ihn stark beschäftigte. Für das Bundespräsidialamt gestaltete er den Fußboden und die Wände des Innenhofes.

Lothar Baumgarten war mit seinem Werk auf zahlreichen bedeutenden Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Viermal nahm er an der Documenta in Kassel teil, 1984 bespielte er den deutschen Pavillon auf der Biennale di Venezia. Für sein künstlerisches Schaffen erhielt Lothar Baumgarten Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1978 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler und im Jahr 1979 das Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium. 1984 gewann er auf der Biennale di Venezia einen Goldenen Löwen und 1996 den Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg. 1994 übernahm er eine Professur an der Universität der Künste Berlin, die er bis 2010 innehielt. Seine umfassende ethnografische Sammlung, die er im Lauf seines Lebens zusammengetragen hat, ging als Schenkung in den Besitz der Stiftung Folkwang über.

 

Lothar Baumgarten starb am 3. Dezember 2018 in Berlin.