Max Baur verband Kunstsinn mit Geschäftstüchtigkeit und brachte seine Fotografien mit großem Erfolg als Ansichtskarten auf den Markt. Der deutsche Fotokünstler, der auch zahlreiche Aufträge aus der Werbeindustrie erhielt, bewies großes Gespür für Ästhetik und war getragen von dem Wunsch, den Menschen auf seinen Bildern immer etwas von der »wahren Tiefe der Welt« zu vermitteln.
(...) WeiterlesenMax Baur erlernte selbstständig das Fotografenhandwerk
Max Baur wurde am 4. Februar 1898 in Günzburg an der Donau geboren. 1906 übersiedelte er mit seiner Familie in den damaliger Münchener Vorort Pasing, wo er auch das Gymnasium besuchte. Von 1913 bis 1916 absolvierte Baur eine Buchhändlerlehre in einem Verlag für Jugendliteratur; 1917 wurde er zum Militärdienst einberufen und 1918 verwundet, so dass er vorzeitig etwa eine Woche vor dem Beginn der Novemberrevolution aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause zurückkehren durfte. In der Folge besuchte er Vorlesungen in Kunstgeschichte und versuchte sich 1924 erstmals als Fotograf. 1925 lernte er im Rahmen seiner Tätigkeit für den Tyrolla-Verlag in Innsbruck den Landschaftsfotografen Adalbert Defner (1884–1969) kennen und sammelte Erfahrungen im Umgang mit Drucktechnik und Fotografie. Zeitweise übernahm Max Baur die kaufmännische Leitung der Fotowerkstatt seines Freundes und Lehrers Defner und eignete sich dabei als Autodidakt umfassende fotografische Fähigkeiten an. Es entstanden zahlreiche Aufnahmen von Städten und Landschaften.
Kommerzielle Erfolge mit Postkarten und Werbeaufträgen
Max Baur meldete 1928 seinen ersten Postkartenverlag an, legte 1931 seine Meisterprüfung ab und gab 1932 seinen ersten Kalender heraus. 1934 übersiedelte er nach Potsdam und eröffnete dort ein weiteres Geschäft, 1935 wurde er Mitglied in der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. Zwischen 1936 und 1944 führte Max Baur zahlreiche fotografische Auftragsarbeiten aus, unter anderem für die in Potsdam ansässigen Architekten Otto von Estorff (1896–1974) und Gerhard Winkler (1898–1975) sowie das Architekturbüro des NS-Architekten Albert Speer (1905–1981). Um nicht zum Volkssturm eingezogen zu werden, floh Max Baur 1944 zu seiner Mutter nach Süddeutschland. Nach dem Krieg lebte er wieder in Potsdam und verlegte dort ab 1946 erneut Ansichtskarten, für die er Architektur, Landschaften, Industrie und Porträts fotografierte. In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft des Philosophen Otfried Eberz (1878–1958), der Schriftsteller Hermann Kasack (1896–1966) und Werner Wilk (1900–1970) und des Komponisten und Dirigenten Wilhelm Kempff (1895–1991).
Flucht aus der DDR und erfolgreicher Neubeginn in Bayern
Max Baur floh mit seiner Familie 1953 aus der DDR nach Westdeutschland, wo er in Aschau am Chiemgau einen völligen Neubeginn wagte. Hier betrieb er bis zu seinem Tod ein Fotofachgeschäft und machte zahlreiche Aufnahmen von bayerischen Landschaften; außerdem dokumentierte er umfangreich Kunstwerke von Tilman Riemenschneider (um 1460 – 1531), Ignaz Günther (1725–1775) sowie der Brüder Johann Baptist Zimmermann (1680–1758) und Dominikus Zimmermann (1685–1766). Die Malerin und Autorin Lilo Ramdohr (1913–2013) gab an, eine Postkarte von Max Baur solle die Widerstandsgruppe Weiße Rose um Alexander Schmorell (1917–1943) und Hans Scholl (1918–1943) zu ihrem Namen inspiriert haben.
Max Baur starb am 16. Dezember 1988 in Aschau im Chiemgau. Der Schauspieler Reimar Johannes Baur (1928–2023) war sein ältester Sohn.
Max Baur - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Chinese auf einem Maulesel. Bronze und émail champlevé. Spätes 19. Jh.
Chinese auf einem Maulesel. Bronze und émail champlevé. Spätes 19. Jh.