Herbert Bayer

Herbert Bayer - Ausbildung und leitende Tätigkeit am Bauhaus in Weimar und Dessau

Herbert Bayer wurde am 5. April 1900 in Haag am Hausruck in Österreich geboren. Das zweite von vier Kindern eines Steuerbeamten betätigte sich schon früh kreativ; die künstlerische Begabung ging wohl auf den Einfluss der Mutter zurück. Der Vater starb im Jahr 1917 an der Schwindsucht; im selben Jahr verließ Herbert Bayer die Schule. Auf eine kurzfristige Beschäftigung bei der Bahn folgte der 18-monatige Militärdienst, ehe er im Alter von 19 Jahren eine Lehre bei dem Architekten und Designer Georg Schmidhammer absolvierte. In dieser Zeit schuf Bayer seine ersten typografischen Arbeiten. Die anschließende Tätigkeit als Assistent des Darmstädter Architekten Emanuel Josef Margold gab er 1921 wieder auf, um in Weimar am staatlichen Bauhaus zu studieren. Er besuchte zunächst den Vorkurs von Johannes Itten, nahm Unterricht bei Paul Klee und László Moholy-Nagy und gehörte schließlich der Werkstatt für Wandmalerei unter Wassily Kandinsky an. 1925 schloss Herbert Bayer seine Ausbildung im Bauhaus mit der Gesellenprüfung ab. Unmittelbar im Anschluss daran wurde er von Walter Gropius zum Leiter der in Dessau neu eingerichteten Bauhaus-Werkstatt für Druck und Reklame ernannt. Dort beeinflusste er maßgeblich den Stil der Bauhaus-internen Publikationen, setzte die DIN-Normung durch und führte die Kleinschreibung ein.

Zusammenarbeit und Zerwürfnis mit den Nationalsozialisten

Herbert Bayer fühlte sich am Bauhaus trotz aller persönlichen Erfolge zu sehr eingeengt und entschloss sich deshalb im Jahr 1928, den Schritt in eine neue Richtung zu wagen. In Berlin trat er in das Studio Dorland ein, eine Werbeagentur, für die er als Grafiker und künstlerischer Leiter tätig war. Daneben betreute er diverse Ausstellungen als Gestalter, widmete sich der Fotografie sowie der Malerei. Ein Höhepunkt dieser Zeit war sicher seine Arbeit als Art Director des Berliner Büros der Zeitschrift Vogue. Mit den nationalsozialistischen Machthabern arbeitete Herbert Bayer zunächst durchaus konstruktiv zusammen; er gestaltete mehrere NS-Propagandaausstellungen, darunter die unter der Schirmherrschaft des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg stehende Ausstellung Deutsches Volk – Deutsche Arbeit, in deren Katalog Bayer nationalsozialistisch ideologisierte Idyllen mit blonden Walküren und hünenhaften Recken präsentierte. Die trügerische Harmonie zerbrach, als sich Werke von Herbert Bayer 1937 in der berüchtigten Ausstellung Entartete Kunst wiederfanden – bereits im folgenden Jahr emigrierte der Künstler in die USA.

Erfolgreiche künstlerische Tätigkeit im amerikanischen Exil

Herbert Bayer konnte in seinem Exil gleich mit der Ausstellung Bauhaus 1919–1928 an alte Erfolge anknüpfen. Schnell etablierte er sich als Grafikdesigner, Architekt und Maler, arbeitete als Berater für renommierte Firmen und Institutionen, darunter die Atlantic Richfield Company und die Container Corporation of America. Ein großer Erfolg war ein von Bayer gestalteter Atlas, der zeitgenössischen Rezensenten als die beste Veröffentlichung seiner Art galt. Nach dem Krieg pflegte Bayer wieder alte Verbindungen nach Deutschland, nahm 1964 an der Documenta III in Kassel teil und gestaltete 1968 in Stuttgart die Jubiläumsausstellung 50 Jahre Bauhaus. Zahlreiche Auszeichnungen kündeten von der hohen Wertschätzung, die der Künstler Bayer in alter und neuer Welt genoss, darunter das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

Herbert Bayer starb am 30. September 1985 in Montecito, Kalifornien.