Sibylle Bergemann

Sibylle Bergemann wurde am 29. August 1941 als Sibylle Emma Luise Pohl in Berlin geboren. Vor ihrer erfolgreichen Karriere als Fotografin absolvierte sie von 1958 bis 1960 eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete im Anschluss fünf Jahre lang als Sekretärin in verschiedenen Betrieben und Büros. 1965 fand sie eine Anstellung bei der Zeitschrift Das Magazin und begann im Folgejahr an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Weißensee bei ihrem späteren Ehemann Arno Fischer (1927–2011) Fotografie zu studieren – in unregelmäßigen Intervallen und ohne eine offizielle Einschreibung. Ab 1967 betätigte sich Sibylle Bergemann als freischaffende Fotografin mit Veröffentlichungen in der Wochenzeitung Sonntag; im selben Jahr übernahm sie gemeinsam mit Arno Fischer innerhalb der Berliner Bezirkskommission für Fotografie die Leitung des Clubs Junger Meister, die sie bis 1975 ausübte. 1968 stellte Sibylle Bergemann zum ersten Mal ihre fotografischen Arbeiten aus – an der Seite von Arno Fischer, Brigitte Voigt, Michael Weidt und Elisabeth Meinke.

Sibylle Bergemann schloss sich 1969 mit Arno Fischer, Brigitte Voigt, Roger Melis, Elisabeth Meinke und Michael Weidt zu dem losen Verbund Gruppe Direkt zusammen, um in dieser Form gemeinsam an der internationalen Fotografie-Ausstellung Interklub 69 im Potsdamer Kulturhaus teilzunehmen. 1970 arbeitete sie zum ersten Mal als Mode- und Porträtfotografin für die Modezeitschrift Sibylle; die erfolgreiche Zusammenarbeit währte bis 1995. Erfolgreiche Kooperationen gab es auch mit dem Buchverlag Der Morgen und dem Greifenverlag. Das Ministerium für Kultur der DDR beauftragte Sibylle Bergmann mit der fotografischen Dokumentation der Entstehung eines Denkmals für Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895), die insgesamt ein Jahrzehnt in Anspruch nahm und unter dem Titel Das Denkmal zu einer ihrer wichtigsten Arbeiten wurde. In der gemeinsamen Altbauwohnung am Schifferbaudamm, wo das Künstlerpaar von 1976 bis 2004 lebte, traf sich die nationale und internationale Fotografenszene, darunter Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, Ellen Auerbach, Helmut Newton, Barbara Klemm und Josef Koudelka.

Sibylle Bergemann zeichnete sich vor allem durch ihr Gespür für Farbe und Komposition aus. Im wiedervereinigten Deutschland konnte sie mit ihrem unbestrittenen Können bald an die Erfolge ihrer DDR-Zeit anknüpfen. 1990 gründete sie gemeinsam mit Harald Hauswald, Ute und Werner Mahler, Harf Zimmermann, Jens Rötzsch und Thomas Sandberg die Fotografenagentur Ostkreuz in Berlin, um sich nach dem Zusammenbruch der DDR auf dem Markt behaupten zu können. Sibylle Bergemann arbeitete in der Folge für westliche Zeitungen und Magazine wie Die Zeit, Spiegel, Stern, Geo und das New York Times Magazine. Durch ihre umfassende Lehrtätigkeit, unter anderem in ihrer privat geführten Fotografenschule, übte sie großen Einfluss auf ganze Generationen zeitgenössischer Fotografen aus. Für ihr fotografisches Werk erhielt Sibylle Bergemann Preise und Auszeichnungen, darunter 1972 die Aufnahme als Bildjournalistin in den Deutschen Kulturbund und 1994 die Mitgliedschaft in der Berliner Akademie der Künste.

Sibylle Bergemann starb am 1. November 2010 bei Gransee.