Peter August Böckstiegel gehört zu den wichtigsten Vertretern des Westfälischen Expressionismus, seine Werke sind umkämpfte und gefragte Glanzstücke vieler Auktionen. Der vielseitige und stilprägende Künstler schuf Aquarelle, Gemälde, Druckgrafiken, Plastiken, Glasmalerei und Zeichnungen.
(...) WeiterlesenPeter August Böckstiegel - Aus ärmlichen Verhältnissen zur Kunst
Peter August Böckstiegel wurde am 7. April 1889 in Arrode (heute zu Werther in Westfalen gehörig) geboren. Als fünftes von sechs Kindern einer Kleinbauernfamilie wuchs er in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf, stellte seine künstlerische Begabung aber bereits auf der Volksschule unter Beweis und durfte deshalb 1903 eine Glaser- und Malerlehre im nahen Bielefeld beginnen. Nachdem deren erfolgreichen Abschluss gehörte er zu den ersten Schülern der neugegründeten Handwerker- und Kunstgewerbeschule, auf der er zahlreiche Künstler kennenlernte, darunter der Bildhauer Erich Lossie. Sein Lehrer Ludwig Godewols erkannte das besondere Talent Böckstiegels und förderte den jungen Maler nach Kräften. 1909 vermittelte eine Exkursion ins Hagener Folkwang-Museum Peter August Böckstiegel prägende Eindrücke der Werke von Paul Cézanne, Auguste Renoir, Paul Gauguin, Auguste Rodin, Édouard Manet und Anselm Feuerbach. Noch im selben Jahr wurde Böckstiegel Mitglied der Künstlergruppe »Rote Erde«. Aus dem Folgejahr stammen die ersten datierten Bilder von Peter August Böckstiegel, die trotz aller akademischen Vorgaben bereits eine starke Eigenständigkeit aufweisen. 1912 zeigte er sich bei einem Besuch der Sonderbund-Ausstellung in Köln stark beeindruckt von Vincent van Gogh.
Erfolgreicher Maler mit eigenständigem Stil
Ein privates Stipendium ermöglichte Peter August Böckstiegel 1913 den Wechsel an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Dort lernte er den acht Jahre jüngeren Maler Conrad Felixmüller kennen, mit dem ihn bald eine intensive Freundschaft verband und mit dessen Schwester Hanna er sich verlobte. Seine Lehrer in Dresden waren Oskar Zwintscher und Otto Gussmann, der Böckstiegel später zu seinem Meisterschüler machte. Gegen alle akademischen Gepflogenheiten behielt er seinen eigenen Stil bei und verfeinerte diesen, übte schließlich selbst Einfluss auf Mitschüler und sogar seinen Lehrer Gussmann aus. 1914 schuf er ein beachtliches Porträt seines Freundes Felixmüller, dass diesen in selbstbewusster Positur mit Pfeife im Mund zeigte. 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst einberufen, konnte aber selbst in diesen schwierigen und gefahrvollen Jahren seine malerische Tätigkeit weiter ausüben und hielt auch weiter Kontakt zur Dresdner Künstlerszene. 1917 schloss er sich mit Conrad Felixmüller, Otto Lange, Bernhard Kretzschmar und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1717 zusammen, deren Werke in Gemeinschaftsausstellungen mit den Brücke-Künstlern präsentiert wurden.
Im Zweiten Weltkrieg gingen viele Werke verloren
Peter August Böckstiegel kehrte 1919 nach Dresden zurück, heiratete seine Verlobte Hanna Müller und gründete mit seinem Schwager und zahlreichen anderen Künstlern, zu denen Otto Schubert, Lasar Segall, Otto Dix, Wilhelm Heckrott und Oskar Kokoschka gehörten, die Dresdner Sezession Gruppe 1919. In den Folgejahren erhielt Peter August Böckstiegel Preise und Stipendien, konnte sich als freischaffender Maler etablieren und schuf im Auftrag des Magistrats der Stadt Hameln eine Serie von Notgeldscheinen mit Motiven der Rattenfängersage. Der Tod seiner Eltern bedeutete eine schmerzhafte Zäsur für Peter August Böckstiegel, der zudem mit der beginnenden Herrschaft der Nationalsozialisten unter starken Einschränkungen zu leiden hatte. Zahlreiche seiner Werke wurden beschlagnahmt und zerstört, weitere Werke vielen der Bombardierung Dresdens zum Opfer. Er selbst und seine Familie überlebten den Krieg, und Böckstiegel porträtierte unter dem Titel »Stumme Anklage« das Elend der Vertriebenen. Bei seiner Rückkehr nach Dresden erhielt er ein Ehrenatelier an der Akademie.
Peter August Böckstiegel starb am 22. März 1951 in seiner Geburtsstadt Werther, die ihm zu Ehren bis heute auch »Böckstiegelstadt« genannt wird.
Peter August Böckstiegel - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Peter August Böckstiegel -
Hanna