Erich Bödeker - Erste Versuche mit Abfällen und Schrott
Erich Bödeker wurde am 11. April 1904 in Recklinghausen geboren. Bis zum Alter von 14 Jahren besuchte er die Volksschule, danach wurde er Bergmann. 41 Jahre lang übte er diesen körperlich fordernden Beruf aus, 35 Jahre davon unter Tage. Als ihn eine Silikose (Quarzstaublunge) 1959 zur Aufgabe seines Berufs zwang, begann er ganz zwanglos, sich mit der Bildhauerei zu beschäftigen. Erich Bödeker tat dies als Autodidakt, ließ sich von einer kindlichen Entdeckerfreude treiben und formte nach Lust und Laune alles, was ihn interessierte aus allem, was er so fand: Das waren zunächst Abfälle und Schrott, alte Dosen, ausgemusterte Küchengeräte, alte Maschinenteile und ähnliches. Darüber hinaus verdingte er sich als Landwirt und Hausschlachter, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, so dass er auf ein Einkommen aus seiner Kunst nicht angewiesen war und diese als Liebhaberei ganz zwanglos vorantreiben konnte. Um akademische Vorgaben und kunstgeschichtliche Einordnungen scherte er sich nicht. Die Anregung für seine künstlerische Tätigkeit sollen zwei Gartenzwerge gewesen sein, die er als Geschenk für seinen Garten erhalten hatte – eine nette Anekdote.
Farbenfrohe Plastiken aus Holz und Beton
Erich Bödeker ging nach seinen ersten Experimenten mit Abfallmaterialien bald zu anspruchsvolleren Arbeiten mit Holz und Beton über. Seine Motive waren Menschen, die er kannte, Freunde, Politiker, Künstler, und Tiere. Für Erich Bödeker war die Treue zum Vorbild ein wichtiges Kriterium: Er bemühte sich mit äußerster Sorgfalt, seine Skulpturen ihren tatsächlichen Vorlagen so ähnlich wie möglich zu gestalten, auch wenn er sie auf ihre Grundformen reduzierte und wetterfest und farbenfroh bemalte. Der Künstler entwickelte auf diese Weise seinen eigenen, originellen und charakteristischen Stil, der ihm mehr und mehr Interessierte im Wortsinn an den Gartenzaun lockte: Sein mit Skulpturen bevölkerter Garten wurde zu einem Treffpunkt für Sammler und Kunstbegeisterte. Einer der ersten Zaungäste war Thomas Grochowiak, damals Direktor der Museen Recklinghausen und Oberhausen, der die Skulpturen im Vorbeifahren von seinem Auto aus entdeckt haben soll – so erzählt es jedenfalls eine weitere nette Anekdote. Grochowiak war in jedem Fall entzückt und vermittelte dem Künstler 1961 eine erste öffentliche Ausstellung im Rathaus von Recklinghausen. Es war der Beginn einer Reihe von Einzel- und Gruppenausstellungen.
Spät zur Kunst, schnell zum Erfolg
Erich Bödeker unternahm 1970 eine Reise nach Jugoslawien, wo er seine Teilnahme an der »1. Triennale für naive Kunst« gleich mit dem ersten Preis für Skulptur krönte. Dieser Erfolg kann als Sinnbild für eine späte Blitzkarriere verstanden werden. Ansonsten unternahm Bödeker kaum Reisen und nahm auch nicht am gesellschaftlichen Leben teil. Ihn interessierte nur seine selbst geschaffene Wunderwelt aus Holz, Beton und Farbe, die er bis zu seinem Lebensende kontinuierlich erweiterte. Es gab dort Brigitte Bardot, Joseph Beuys, die gesamte Königsfamilie von England und die Mondrakete Apollo 8. Die Werke Erich Bödekers fanden zunehmend Anklang bei vielen Sammlern und erzielen heute auf Auktionen stattliche Preise.
Erich Bödeker starb am 21. Februar 1971 in seiner Geburts- und Heimatstadt Recklinghausen, auf seinem eigenen Anwesen, umgeben von vielen seiner Skulpturen.
Erich Bödeker - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: