Pierre Bonnard - Kunststudium in Paris, Mitgliedschaft bei den Nabis
Pierre Bonnard wurde am 3. Oktober 1867 in Fontenay-aux-Roses nahe Paris geboren. Der Sohn eines Beamten war für eine Karriere als Jurist ausersehen und studierte zunächst die Rechtswissenschaften an der Sorbonne, ehe er seinen Wechsel an die Académie Julian durchsetzen konnte. Dort traf er als Kunststudent auf engagierte junge Maler wie Maurice Denis, Henri-Gabriel Ibels, Paul Ranson und Paul Sérusier. Später setzte er sein Studium an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris fort, machte dort die Bekanntschaft von Édouard Vuillard und Ker-Xavier Roussel. 1888 schloss er sich jener Künstlergruppe an, die sich in großem Sendungs- und noch größerem Selbstbewusstsein mit der hebräischen Bezeichnung Nabis, das heißt Propheten und Erleuchtete, schmückte. Obwohl er den Ideen der beteiligten Maler, zu denen seine Studienfreunde Denis, Sérusier und Vuillard gehörten, durchaus zuneigte, ging er doch bald wieder eigene Wege und trennte sich von seinen Mitstreitern. Diese Wahl des eigenen Weges und eine gewisse Distanz zu allen Gruppen und Bewegungen blieb für Pierre Bonnard charakteristisch.
Bewunderung für Paul Gauguin, Freundschaft mit Henri Matisse
Pierre Bonnard zeigte sich tief beeindruckt von der Malweise Paul Gauguins, dessen Werke er auf einer Ausstellung im Café Volpini kennengelernt hatte. Er teilte die Ansicht, dass die Kunst mehr sei als das Dargestellte, dass erst die Komposition von Farbe und Form das Bild ausmache. Die figürliche Darstellung, wiewohl noch deutlich erkennbar, verschmilzt bei Bonnard auf eine Weise mit dem Hintergrund, dass die Bilder zu Traumwelten werden, die dem tatsächlich Greifbaren entzogen sind. Der befreundete Kunsthändler Ambroise Vollard machte Pierre Bonnard mit Henri Matisse bekannt, mit dem ihn bald eine wechselseitige Wertschätzung verband. Beide sahen in der wahrhaftigen Hinwendung zur Malerei eine erfüllende Freude, der sich alles andere unterordnen musste. Matisse erwarb ein Bild seines Freundes Bonnard, das er bis zu seinem Tod behielt. Obwohl er zeitlebens mit großer Zurückhaltung agierte, erhielt Pierre Bonnard Preise und Ehrungen, so wurde er 1940 als Ehrenmitglied in die Royal Academy of Arts aufgenommen.
Malen aus der Erinnerung, Sujets aus dem häuslichen Umfeld
Pierre Bonnard malte nicht unmittelbar nach dem Motiv, sondern meist im leeren Atelier nach seiner Erinnerung. Lediglich kleine Skizzen und Notizen, auf denen er Wichtiges im Zusammenhang mit seiner Vorlage festgehalten hatte, dienten ihm als Stütze. Zu diesen kleinen und wichtigen Dingen, die ihm dabei helfen sollten, sich an die Situation, die er im Nachgang malen wollte, vollständig zu erinnern, gehörte häufig auch das Wetter. Ob Wind, Regen oder Sonnenschein – Pierre Bonnard legte großen Wert darauf, diesen Faktor in seine Arbeit miteinzubeziehen, was spätere Kritiker durchaus zu spöttischen Bemerkungen veranlasste. Seine Motive fand er häufig in familiärer Umgebung, insbesondere seine Frau Marthe stellte er über 50 Jahre lang wiederkehrend auf seinen Bildern dar. Er malte sie als Akt, bei ihrer Toilette, aber mit scheuer Distanz, beinahe wie ein Voyeur – zu einem unmittelbaren Blickkontakt zwischen Modell und Betrachter kommt es kaum.
Pierre Bonnard starb am 23. Januar 1947 in Le Cannet nahe Cannes.
Pierre Bonnard - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: