Eugen Bracht

Eugen Bracht - Studium in Darmstadt, Karlsruhe und Düsseldorf

Eugen Bracht wurde am 3. Juni 1842 in Morges im Schweizer Kanton Waadt geboren. Der Sohn des bekannten Autors und Unternehmers Prosper Bracht erhielt eine gute Schulbildung und konnte bei dem Hofmaler und Fotografen Franz Backofen ersten Zeichenunterricht nehmen. Sein augenfälliges Talent führte zu einer weiteren Ausbildung bei den Malern Karl Ludwig Seeger, August Lucas und Friedrich Frisch. Mit seinem Malerfreund Philipp Röth machte Eugen Bracht einen folgenreichen Besuch im Heidelberger Schloss, wo er Johann Wilhelm Schirmer begegnete und von diesem nach Karlsruhe auf die dortige Kunstakademie eingeladen wurde. In Karlsruhe zählten Hans Thoma und Emil Lugo zu Eugen Brachts Freunden, zu dritt unternahm man eine Reise in den Schwarzwald, wo sich zahlreiche landschaftliche Motive finden ließen. Mit den besten Empfehlungen seiner Lehrer übersiedelte Eugen Bracht 1861 nach Düsseldorf, um im Atelier des norwegischen Künstlers Hans Frederik Gude seine Kenntnisse der Landschaftsmalerei zu verfeinern. Gudes Tutor Oswald Achenbach prägte Brachts Malstil zu dieser Zeit stark. In Düsseldorf wurde er auch Mitglied des ansässigen Künstlervereins Malkasten.

Mehrjährige Schaffenskrise und prägende Orientreise

Eugen Bracht zeigte sich in seinen Düsseldorfer Jahren zusehends unzufriedener mit seinen Bildern und nahm schließlich im Jahr 1864 Abstand von der Malerei. Er bemühte sich um eine Existenz als selbstständiger Wollhändler, musste aber infolge des Deutsch-Französischen Krieges bald Konkurs anmelden. Seine Ehefrau Maria, die Tochter des Historienmalers Ludwig Deurer, ermutigte ihn, das Malen wieder aufzunehmen. In Karlsruhe traf er seinen Lehrer Gude wieder und konnte mit seinen Dünenbildern die Gunst von Kritik und Publikum gewinnen. Hier zeigte er bereits seine ausgeprägte Begabung für die Wiedergabe landschaftlicher Stimmungen; in diesem Fall war die Einsamkeit, die er auf seinen Bildern greifbar machte. Eine Studienreise nach Ägypten, Palästina und Syrien, die er an der Seite von Carl Coven Schirm und Adolf von Meckel unternahm, prägte das Schaffen von Eugen Bracht nachhaltig. Seine Darstellungen des Orients bestachen durch hohe Sachlichkeit und den Verzicht auf die bis dahin üblichen klischeehaften Romantisierungen.

Große Erfolge und Rastlosigkeit, Hinwendung zur Avantgarde

Eugen Bracht war trotz dieser Erfolge nach wie vor nicht zufrieden mit seiner künstlerischen Arbeit und suchte beständig nach neuen Ansätzen und Darstellungsformen. Ein geplanter Umzug nach Paris wurde im letzten Augenblick verhindert durch Anton von Werner, der Bracht eine Stelle an der Berliner Kunstakademie vermittelte. In Berlin schuf er gemeinsam mit Anton von Werner eines seiner berühmtesten Werke, das Panoramagemälde Schlacht bei Sedan, das die Bewunderung des Kaisers errang. Neben der Malerei betätigte sich Bracht mit großer Begeisterung als Paläontologe und trug eine umfangreiche Sammlung an steinzeitlichen Werkzeugen zusammen. Für sein Werk erhielt Eugen Bracht Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1912 die Goldene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft des Großherzogs Hessen. Die Hinwendung zur Moderne führte schließlich zum Bruch mit den Traditionalisten und zum Verlust seiner Berliner Stellung. An der Dresdener Kunstakademie lehrte er fortan Landschaftsmalerei, zu seinen Schülern zählten Franz Korwan, Paul Mishel, Artur Henne und Hans Hartig. Seinen Lebensabend verbrachte er in seiner Wahlheimat Darmstadt, wo auch sein Grabmal zu besichtigen ist.

Eugen Bracht starb am 15. November 1921 in Darmstadt.