Nick Brandt

Nick Brandt wurde 1964 in London geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte und erst Malerei und schließlich Filmkunst am Central Saint Martins College of Art and Design studierte. 1992 zog er nach Kalifornien in die USA und führte dort Regie bei mehreren Musikvideos für Stars wie Michael Jackson (»Earth Song«, »One More Chance«, »Stranger in Moscow«), Jewel (»Hands«), Moby (»Porcelain«), XTC (»Dear God«) und andere. Während eines Aufenthalts in Tansania, wo er 1995 mit den Dreharbeiten für das Musikvideo zu Michael Jacksons »Earth Song« beschäftigt war, kam Nick Brandt zum ersten Mal intensiv mit der afrikanischen Tierwelt in Berührung und begann damit, diese fotografisch zu erfassen. In der Folge wurde die Fotografie zur bestimmenden Größe seines kreativen Daseins; seine meist großformatigen Schwarz-Weiß-Bilder über die afrikanische Tierwelt publizierte er ab dem Jahr 2000 in mehreren Bildbänden. Seine tiefe Verbundenheit mit Afrika führte auch zur Gründung der Big Life Foundation, die das Ökosystem und Wildtierleben des schwarzen Kontinents erhalten möchte.

Nick Brandt nennt als fotografische Vorbilder vor allem die klingenden Namen von Diane Arbus (1923–1971), Richard Avedon (1923–2004) und Edward Steichen (1879–1973). Für seine eigene Arbeit zieht er Parallelen zur etablierten Porträtfotografie und sieht sich selbst als Porträtist der Tierwelt und weniger als Naturfotograf. Genau in dieser Herangehensweise verortet er auch das Geheimnis hinter der besonderen Ausstrahlung seiner Bilder: So wenig jemand auf die Idee käme, einen Menschen aus 30 Metern Entfernung zu porträtieren, so wenig wolle er das bei einem Tier tun, erklärt der Künstler. Nick Brandt will nicht in erster Linie die Neugier, den ästhetischen Anspruch und das Verlangen nach exotischen Reizen befriedigen, sondern mit seiner Kamera die Persönlichkeit des Tieres erfassen und diesem gerecht werden. Aus dieser Motivation heraus verzichtet er weitgehend auf den Einsatz von Teleobjektiven und sucht die größtmögliche persönliche Nähe zu seinem Motiv.

Nick Brandt erlangte mit seiner in Schwarz-Weiß gehaltenen und drei Serien umfassenden Projekttrilogie über Ostafrika große Popularität. Während die Serien On this Earth (2001) und A Shadow Falls (2009) nur Tiere zeigten, waren auf den Bildern des abschließenden Teils Across the Ravaged Land (2013) zum ersten Mal auch Menschen zu sehen – die Ranger, die zum Schutz der Wildtiere vor Jägern ihr eigenes Leben riskieren. Großes Aufsehen erregte seine ebenfalls im Jahr 2013 erschienene Serie The Petrified, für die Nick Brandt keine lebenden, sondern kalzifizierte Tiere am Lake Natron fotografiert hatte. Für seine Serie Inherit the Dust wich der Künstler von seinem bisherigen Pfad ab und schuf großartige Panoramaaufnahmen, die die Schönheit der afrikanischen Landschaft und ihre zunehmende Zerstörung durch den Menschen dokumentierte. Im Jahr 2019 fotografierte Nick Brandt für sein Projekt This Empty World ausnahmsweise in Farbe und setzte auch auf die Bildmontage, wenn er Tiere und Menschen getrennt aufnahm und zu spektakulären Kompositionen zusammenfügte.

Nick Brandt lebt in Topanga in Kalifornien.