Marcel Breuer

Marcel Breuer - Am Bauhaus verbanden sich Handwerk, Kunst und Design

Marcel Breuer wurde am 21. Mai 1902 in Pécs, damals Teil von Österreich-Ungarn, geboren. Sein 1920 mithilfe eines Stipendiums begonnenes Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien brach er bereits nach wenigen Wochen ab, um an das Staatliche Bauhaus in Weimar zu wechseln. Dort besuchte er zunächst den Vorkurs von Johannes Itten. Im Anschluss ließ er sich bei Walter Gropius zum Tischler ausbilden. Für das Musterhaus am Horn in Weimer fertigte Marcel Breuer im Juni 1923 sein Gesellenstück, den Toilettentisch der Dame. Als er 1924 seine Gesellenprüfung bestand, konnte er schon auf zahlreiche avantgardistische Möbelentwürfe zurückblicken. Das Frühwerk nimmt dabei den charakteristischen Ansatz der späteren Arbeitsweise vorweg: Alle Möbel werden aus gleichförmigen, nur leicht variierten Einzelstücken zusammengesetzt. Dieses Baukastenprinzip wird von seinem Schöpfer nicht kaschiert, sondern ganz bewusst hervorgehoben – zum Beispiel durch deutlich sichtbare Verschraubungen. Als Mitarbeiter im Architekturbüro von Walter Gropius beschäftigte sich Marcel Breuer auch mit ersten Hausentwürfen.

Internationaler Durchbruch als Erfinder des Stahlrohrmöbels

Marcel Breuer konnte am Weimarer Bauhaus zwar keine klassische Architekturausbildung durchlaufen, verstand sich selbst aber dennoch zuallererst als Architekt. Nach einigen wegweisenden Entwürfen – so nutzte Breuer als erster Möbeldesigner Stahlrohr für seine Modelle – verließ er das Bauhaus, um sich freier entfalten zu können, auch gab es finanzielle Streitigkeiten, weil Breuer seine Einkünfte aus der Möbelproduktion nicht an das ständig unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidende Bauhaus abführen wollte. Für die Herstellung seiner Möbel arbeitete er mit der Industrie zusammen, 1925 mit den Junkers-Flugzeugwerken und seit 1929 insbesondere mit der Firma Thonet. Der gewaltige Erfolg der neuartigen Stahlrohrmöbel zog zahlreiche Plagiate nach sich und führte zu komplexen Rechtsstreitigkeiten, die teilweise bis heute noch nicht abgeschlossen sind. Als Architekt konnte Marcel Breuer hingegen nur schwer Fuß fassen: Der Bund Deutscher Architekten verweigerte ihm zunächst die Mitgliedschaft, interessante Aufträge waren rar. Immerhin konnte er dem Frankfurter Unternehmer Harry Fuld bei verschiedenen Bauvorhaben beratend zur Seite stehen.

Im Exil verwirklichte Breuer sein Architekturideal

Marcel Breuer schuf noch mit seiner Einrichtung der Wohnung des Berliner Theaterregisseurs Erwin Piscator ein vielbeachtetes Beispiel für modernes Wohnen, dann musste er der nationalsozialistischen Herrschaft weichen und floh seiner jüdischen Herkunft wegen 1933 nach Ungarn. Über London gelangte er schließlich 1937 in die Vereinigten Staaten, wo er bald einen Lehrauftrag an der Harvard University erhielt. Zeitweise arbeitete er als Architekt wieder mit seinem alten Weggefährten Walter Gropius zusammen, ehe er 1941 sein eigenes Architekturbüro eröffnete. Seine zunehmenden Erfolge als Architekt führten schließlich zur Aufgabe seiner Lehrtätigkeit; Marcel Breuer widmete sich ganz seinem Architekturideal einer Weißen Moderne. 1952 erhielt er gemeinsam mit Bernard Zehrfuss und Pier Luigi Nervi den Auftrag für die Errichtung des UNESCO-Gebäudes in Paris. Mit Abraham Elzas entwarf er das Kaufhaus De Bijenkorf in Rotterdam. Er war Mitglied in der American Academy of Arts and Letters und der American Academy of Arts and Sciences.

Marcel Breuer starb am 1. Juli 1981 in New York City.