Daniel Buren hat den Zebrastreifen zwar nicht erfunden, das Design müsste ihm aber recht nahestehen: Streifen sind seit Jahrzehnten das Markenzeichen des einstigen französischen Kunstrebellen, der inzwischen längst selbst eine feste Größe im Kulturbetrieb verkörpert – nicht nur an der Staffelei, nicht im Museum, sondern auch und vor allem auf der Straße, bei den Menschen.
(...) WeiterlesenDaniel Buren - Protest durch Reduktion und Verweigerung
Daniel Buren wurde am 25. März 1938 in Boulogne-Billancourt nahe Paris geboren. Von 1957 bis 1960 studierte er Skulptur und Malerei an der École des Metiers d'Art in Paris; ein kurzfristiger Besuch der École Nationale Supérieure des Beaux Arts bestärkte ihn in seiner Entscheidung für die Malerei. Sein bevorzugtes Motiv hatte er schnell für sich entdeckt: Streifen. Streifen mit einer exakten Breite von 8,7 Zentimetern, Streifen im Wechsel weiß und farbig. Streifen als Protest gegen die etablierten Normen der Kunstwelt. Dafür tat sich Daniel Buren mit seinen Künstlerkollegen Olivier Mosset, Michael Parmentier und Niele Toroni zusammen. Gemeinsam bildete man das Kollektiv 'BMT' und übte sich in strenger Aufgabenteilung: Buren malte senkrechte Streifen, Mosset Kreise, Parmentier waagerechte Streifen und Toroni kleine Quadrate. Die entstandenen Bilder wurden erst ausgestellt, dann abgehängt – von den Künstlern selbst, als aktionistische Revolution gegen den Kunstbetrieb. Interessierte Besucher bekamen nur ein Transparent mit der Absage zu sehen und durften sich ihren Teil denken.
Von der Leinwand zur Markise
Den Streifen blieb Daniel Buren treu, der Stoff, auf dem er sie gestaltete, änderte sich. Zuerst tauschte er seine Leinwände gegen Markisen und fing an, seine Streifenbildnisse in die Welt hinauszutragen. Er nutzte sie als Plakat auf Demonstrationen, er verzierte Zugtüren, Rolltreppen und Plakatsäulen. Damit schuf sich Daniel Buren genau das, wogegen er eigentlich protestierte und was er gern vermeiden wollte: eine künstlerische Handschrift, eine Signatur, die ihm allerorten und eindeutig zugeschrieben werden konnte. Daneben verfasste er zahlreiche theoretische Schriften, in denen er seine Ansichten darlegte und nicht mit Systemkritik sparte. Je mehr Buren protestierte und kritisierte, desto begeisterter reagierte die Kunstwelt auf ihren Gegner, feierte ihn, zeichnete ihn aus, lud ihn zu ihren renommiertesten Ausstellungen: Gleich mehrfach nahm Buren an der Documenta teil, zahlreiche Museen wollten seine Werke – doch Daniel Buren wollte die Museen nicht.
Kunst für die Welt und ihre Menschen
Für Daniel Buren war der öffentliche Raum die einzig richtige und angemessene Umgebung seiner künstlerischen Verwirklichung. Er wollte dahin, wo die Menschen waren, wo sie lebten und sich bewegten. Er gestaltete den Fußboden des Hauptbahnhofs in Wolfsburg, schuf mit dem 'Les Deux Plateaux' ein begehbares Kunstwerk aus 266 Säulenstümpfen im Ehrenhof des Pariser Palais Royal. Berührungsängste kannte Buren nicht, eine Straßenbahnhaltestelle im Elsass verzierte er ebenso wie eine Synagoge in Stommeln, die er mit zwei Spiegelwänden in einen lichten, scheinbar endlosen Raum transformierte. Daniel Buren liebt den Kampf um Aufmerksamkeit, der so nur im öffentlichen Raum nötig und möglich ist. Er will die Menschen auf ihrem Weg abpassen und erreichen – ein Vorhaben, das nicht immer leicht gelingt. In Zusammenarbeit mit der Pariser Lederwaren-Manufaktur Hermès hat Buren Seidentücher gestaltet, 365 Stück, so viele wie ein Jahr Tage hat, jedes davon ein Unikat. 5.000 Euro kostet ein solches Werk – es soll aber nicht einfach gesammelt und ausgestellt werden, sondern getragen, das wünscht sich der Künstler von den interessierten Käufern. Für seine Kunst erhielt Daniel Buren Preise aller Klassen, darunter so renommierte Auszeichnungen wie den Löwen von Venedig.
Daniel Buren - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: