Pol Bury

Pol Bury wurde am 26. April 1922 in Haine-Saint-Pierre in La Louvière, Belgien geboren. Sein Wunsch, Künstler zu werden, führte ihn 1938 nach Mons an die Académie des Beaux-Arts, die er aber bereits 1939 wieder verließ, um die engen akademischen Grenzen durch den Anschluss an eine Gruppe surrealistischer Dichter um Achille Chavée (1906–1969) zu überwinden. Das Frühwerk des Künstlers verrät seine große Faszination für die surrealistische Bewegung um seine Landsleute René Magritte (1898–1967) und Raoul Ubac (1910–1985) und den französischen Maler Yves Tanguy (1900–1955); 1945 stellte er auf der Exposition Internationale du Surréalisme in Brüssel aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Pol Bury zwischen 1949 und 1951 für kurze Zeit an der länderübergreifenden Künstlerinitiative CoBrA um den Niederländer Karel Appel (1914–1973), den Belgier Christian Dotremont (1922–1979) und den Dänen Asger Jorn (1921–2006).

Pol Bury vollzog nach seiner Phase der Zugehörigkeit zur surrealistischen und geometrischen Abstraktion bald eine völlige Abkehr von der Malerei zugunsten einer Neuorientierung hin zur kinetischen Kunst. Dies geschah auch unter dem Einfluss der Auseinandersetzung mit dem Werk von Alexander Calder (1898–1976), das Pol Bury dazu brachte, sich zunächst mit der Bildhauerei zu beschäftigen. Für seine erste diesbezügliche Werkserie, die Plan mobiles, schnitt er Paneele aus, die er mit Lichtkugeln zum Leben erweckte. 1955 gehörte er zu den Teilnehmern der berühmten Ausstellung Le Mouvement in der Galerie von Denise René (1913–2012) in Paris, auf die später die Gründer der Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO Bezug nahmen. Pol Bury nahm folgerichtig auch selbst an den Ausstellungen von ZERO teil und lieferte Beiträge zum ZERO-Journal von Heinz Mack (*1931) und Otto Piene (1928–2014).

Pol Bury interessierte sich in besonderem Maß für die Bewegung und ihrem Verhältnis zum Stillstand. Ein wiederkehrendes Element in seinen Skulpturen waren kleine Elektromotoren, die der Künstler einbaute, um sich diesem für ihn so bedeutenden Thema zu nähern. Seine Objekte führten kaum wahrnehmbare Bewegungen an der Grenze zum Stillstand aus und forderten so die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit heraus. Mit diesem Ansatz entwickelte sich der Belgier rasch zu einem der renommiertesten Künstler auf dem Gebiet der kinetischen Kunst. Pol Bury vertrat 1964 sein Heimatland Belgien auf der Biennale di Venezia, im selben Jahr war er auch auf der documenta III in Kassel vertreten sowie vier Jahre später auf der 4. Documenta. 1964 war außerdem das Geburtsjahr der Cinétisations, grafischer Arbeiten, für die er bekannte Denkmäler in ihrer Statik veränderte und zum Beispiel den Eindruck erweckte, der Eiffelturm sei kurz vor dem Einsturz. In den 1970er-Jahren entstanden seine ersten Monumentalskulpturen, 1976 begann er mit der Konstruktion von Brunnen, für die er als Grundlage stets die Basisformen Kegel, Kugel, Würfel, Quader und Zylinder nutzte.

Pol Bury starb am 28. September 2005 in Paris.