Michael Buthe malte das Märchen seines Lebens und schuf seine eigenen fantastisch-fabelhafte Orient-Visionen, die zwischen Magie und Klischee mäanderten und ihn selbst in ein faszinierendes Mysterium zwischen Wirklichkeit und Fiktion stellten: als Prinz und Märchenerzähler, der zu keiner Zeit den Gesetzen des Kunstmarktes folgte und immer jenseits ausgetretener Pfade wandelte.
(...) WeiterlesenMichael Buthe – Mit der Kunst der kleinbürgerlichen Enge entfliehen
Michael Buthe wurde am 1. August 1944 in Sonthofen geboren. Als uneheliches Kind wuchs er in der Obhut seiner Mutter und seiner Tante in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Die mitunter übergroße Fürsorge der beiden Frauen und die zeitweilige Erziehung in einem Kloster prägten seinen Alltag, dessen belastender Enge er sich durch die Hinwendung zur Kunst zu entziehen versuchte. Bereits während seiner Schulzeit wurden Lehrer und Mitschüler auf sein großes Zeichentalent aufmerksam. Ein Cousin, der auf Ibiza lebte und als Künstler selbstbemalte Leinwände erst zerriss und dann wieder zusammennähte, übte früh einen künstlerischen Einfluss auf Michael Buthe aus, in dessen frühen Arbeiten sich entsprechende Spuren finden lassen. 1964 besuchte er an der Werkkunstschule Kassel die Klasse »Angewandte Malerei« und »Gestaltlehre« bei dem Maler und Bildhauer Adolf Buchleiter; 1965 wechselte er an die Staatliche Hochschule der Bildenden Künste und studierte dort bis 1968 bei dem Maler, Zeichner und Raumkünstler Arnold Bode.
Der Künstler sah sich als »Reisender zwischen den Welten«
Michael Buthe lebte während seiner Studienjahre in Kassel im besetzten Münstermannhaus am Königsplatz; zu seinem Umgang zählten Künstlerpersönlichkeiten wie Gerhard Büttenbender, Jutta Schmidt und Gisela Schmidt. 1968 zog er nach Köln, trotz mehrerer Wohn- und Werkstattwechsel stets als seine Wahlheimatstadt ansah. Der Orient übte eine große Anziehungskraft auf den Künstler aus, 1970 besuchte er zum ersten Mal Marokko, das ihm zur zweiten Heimat wurde: Jedes Jahr verbrachte er dort mehrere Monate, um zu arbeiten und zu leben, sein Haus im Kölner Stadtteil Ostheim richtete er sich nach seinen Vorstellungen mit viel Fantasie und etwas weniger Akkuratesse als Palast aus 1001 Nacht ein, in dem er als Prinz residierte und ein offenes Haus pflegte, gerade auch für Menschen mit Migrationshintergrund, die schon in den 1980er Jahren in großer Zahl in Köln lebten. Junge Marokkaner halfen ihm bei der Arbeit und kochten für ihn; Michael Buthe schöpfte für seine Kunst aus der Spiritualität und Bilderwelt des Orients und verstand sich als ein »Reisender zwischen den Welten«, zwischen seinen beiden Heimatorten Köln und Marrakesch.
Der Kunstmaler war auch Dichter und Schriftsteller
Michael Buthe konnte nach dem Gewinn des Villa-Romana-Preises 1976 ein Jahr in Florenz verbringen, auf der Rückreise nach Köln schuf er sein Märchen Die wunderbare Reise des Saladin Ben Ismael; es war nur das erste Werk in einer ganzen Reihe von Gedichten, Märchen und Parabeln. Von einer 1979 entstandenen Fernsehdokumentation des WDR Phantomas Phantastico distanzierte sich Michael Buthe nach der Ausstrahlung, weil er sich in der endgültigen Schnittfassung nicht wiederfand. Sein Haus in Köln-Ostheim teilte er mit dem Schauspieler Udo Kier, der auch bei mehreren Kunstaktionen Buthes mitwirkte, und dem Video Künstler Marcel Odenbach. 1983 erhielt Michael Buthe eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie; als Meisterschüler unterrichtete er unter anderem den Bildhauer Klaus Girnus. Die letzten Jahre seines Lebens waren von einem schweren Leberleiden und zahlreichen Krankenhausaufenthalten überschattet, aber selbst im Krankenzimmer konnte Buthe nicht aufhören, zu arbeiten und seine Umgebung mit bunten Bildern zu schmücken.
Michael Buthe starb am 15. November 1994 in Bad Godesberg.
Michael Buthe - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: