Antonio Canal, genannt Canaletto

Antonio Canal - Erste Erfahrungen als Bühnenmaler

Canaletto wurde am 7. Oktober 1697 in Venedig als Giovanni Antonio Canal geboren. Seinem Vater, dem Bühnenmaler Bernardo Canal, verdankte er nicht nur das künstlerische Talent und die Vermittlung der malerischen Grundlagen, sondern auch seinen Künstlernamen: Canaletto, ›kleiner Canal‹. An der Seite seines Vaters und seines älteren Bruders sammelte Antonio Canal seine ersten Erfahrungen als Maler bei der Gestaltung von Bühnenbildern für Opern von Giovanni Porto, Fortunato Chelleri und Antonio Vivaldi. In Rom assistierte er seinem Vater bei der Arbeit für den Komponisten Alessandro Scarlatti am Teatro Catranica. Während seines Aufenthalts in der ewigen Stadt kam Canal auch mit der Kunst des römischen Vedutenmalers Giovanni Paolo Pannini in Berührung, die ihn zu eigenen Stadtansichten ermutigte. In Venedig nahm er Unterricht bei dem erfahrenen Vedutenmaler Luca Carlevarijs, den er an Könnerschaft bald übertraf. Zeitgenossen lobten, die Werke von Lehrer und Schüler seien handwerklich von gleichem Rang, aber nur auf Canalettos Bildern scheine wirklich die Sonne.

Realistische Darstellung von Venedig

Canaletto malte insbesondere in seiner frühen Schaffensphase vorwiegend nach der Natur, während seine zeitgenössischen Kollegen die Arbeit im Atelier vorzogen. Auch als er später seine Veduten in der Werkstatt malte, profitierte er von seinen Erfahrungen in der Freilichtmalerei und legte großen Wert auf eine naturgetreue Darstellung: Er berücksichtige die saisonalen Besonderheiten und zeigte Venedig auch von Wasser und Eis bedeckt. Die früher häufig vertretene Annahme, er habe für seine Bilder eine Camera Obscura verwendet, gilt durch die neuere Forschung hingegen als widerlegt. Trotzdem pflegte er die Eigenheit, weiter entfernte Objekte und Figuren nur als grobe Farbkleckse anzudeuten – ein Verwischungseffekt, wie er beim Einsatz einer Camera Obscura vorkommt. Das Frühwerk Canalettos erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und wird von Kennern als Krone seines Schaffens gerühmt. Seine großformatigen Darstellungen der Kanäle von Venedig, des Dogenpalastes und der vergehenden Pracht der Serenissima sprühten vor innovativen atmosphärischen Effekten und kräftigen Farben und nahmen so auf gewisse Weise den Impressionismus vorweg.

England war der wichtigste Markt

Canaletto fand in dem englischen Bankier und späteren Konsul in Venedig Joseph Smith einen begeisterten Förderer und Mäzen. An die fünfzig Gemälde, einhundertfünfzig Zeichnungen und fünfzehn Radierungen erwarb Smith; eine Auswahl davon verkaufte er an den englischen König Georg III. weiter. Als der österreichische Erbfolgekrieg die wichtigen Verkaufskanäle nach England behinderte, ließ sich Canaletto für einige Jahre in London nieder und schuf in dieser Zeit auch mehrere Stadtansichten von London. Um die Erwartungen seines Publikums zu erfüllen, musste der Künstler sich in ständigen Wiederholungen ergehen und zeigte schließlich so deutliche Abnutzungserscheinungen, dass der englische Kunstkritiker George Vertue gar das Gerücht in Umlauf brachte, es handele sich um einen Betrüger. Canal kehrte nach Venedig zurück, wurde dort Mitglied der Venezianischen Akademie und malte bis zu seinem Tod weiter.

Antonio Canal starb am 19. April 1768 in seiner Geburts- und Heimatstadt Venedig. Sein Neffe Bernardo Bellotto benutzte als Maler ebenfalls den Künstlernamen Canaletto.