Henri Cartier-Bresson lebte für den einen Moment, den besonderen und unwiederholbaren Augenblick, in dem er den Auslöser seiner Kamera drückte und ein weiteres einzigartiges Bilddokument schuf. Der französische Fotokünstler besaß ein untrügliches Gespür für Komposition und Gelegenheit und hinterließ ein geschichtsträchtiges Gesamtwerk ikonischer Schwarz-Weiß-Fotografien.
(...) WeiterlesenStudium bei André Lhote, Leidenschaft für die Fotografie
Henri Cartier-Bresson wurde am 22. August 1908 in Chanteloup-en-Brie, Seine-et-Marne geboren. Dem Sohn eines vermögenden Textilfabrikanten standen alle Bildungswege offen; den Besuch des Lycée Condorcet beendete Cartier-Bresson allerdings ohne ordentlichen Abschluss. Die frühe künstlerische Faszination galt der Malerei, insbesondere dem Surrealismus. Henri Cartier-Bresson studierte bei dem Kubisten André Lhote in Paris und wandte sich Anfang der 1930er Jahre der Fotografie zu. Für seine erste große Fotoreportage verbrachte er ein Jahr an der Elfenbeinküste, wo er die Leica als Kamera seiner Wahl entdeckte. Bereits 1933 konnte er seine erste Einzelausstellung in der Julien Levy Gallery in New York eröffnen. Während die Zahl seiner Veröffentlichungen in Zeitschriften und auf Ausstellungen wuchs, sammelte er weitere Erfahrungen bei dem Fotopionier Paul Strand und unternahm weitere Reisen, unter anderem nach London, wo er 1937 die Krönung von Georg VI. fotografierte. Mit dem Journalisten Herbert Kline wagte er sich in die Wirren des Spanischen Bürgerkriegs, um den Einsatz des amerikanischen Sanitätsdienstes American Medical Bureau zu dokumentieren.
Ein einziger Moment entscheidet über die Qualität des Bildes
Henri Cartier-Bresson sammelte auch mit Bewegtbildern Erfahrung, arbeitete bei drei Filmen des französischen Filmregisseurs Jean Renoir als dessen Assistent – darunter der einflussreiche Klassiker Die Spielregel. Cartier-Bresson selbst verantwortete als Regisseur nur Dokumentationen, weil er sich für ein fiktives Werk nicht ausreichend Schöpferkraft zugestand. Maßstäbe setzte er jedoch als Fotograf, wobei seine 1952 postulierte Theorie des entscheidenden Augenblicks eine weitflächige Wirkung erzielte und viele spätere Fotografen beeinflusste. Dabei betonte Cartier-Bresson, dass man die Fotografie nicht erlernen könne, sondern als Gabe empfangen müsse, wie der Dichter die Poesie. Glück und Gespür gehörten zur Fotografie, aber eben auch das geübte Auge, die bewusste Wahl der geeigneten Perspektive, der Blick für Geometrie und Lichteinfall. Eine wichtige Voraussetzung für das Erkennen des richtigen Moments ist nach Henri Cartier-Bresson die Wahl des richtigen Orts: Vertrautheit mit der Umgebung, das Ausnutzen lokaler Gegebenheiten – manchmal liegt der Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem brillanten Foto nur darin, ob der Fotograf rechtzeitig auf eine Mauer gestiegen ist.
Chronist im Zweiten Weltkrieg, Gründer der Agentur Magnum
Henri Cartier-Bresson erlebte im Kontrast zu seiner behüteten Kindheit die Schrecken des Zweiten Weltkriegs aus nächster Nähe, geriet in Kriegsgefangenschaft und gelangte nach zwei gescheiterten Fluchtversuchen schließlich nach Paris, wo er sich den Fotografen der Résistance anschloss und die Befreiung von den nationalsozialistischen Besatzern dokumentierte. Zeitweise ging das Gerücht um, er sei im Krieg gefallen, was das Museum of Modern Art veranlasste, ihm zu Ehren eine »postume« Retrospektive anzukündigen. Cartier-Bresson war gerührt und bot seine Mitarbeit an. Um die Rechte der Fotografen am eigenen Bild zu stärken, gründete er mit seinen drei namhaften Kollegen Robert Capra, David Seymour und George Rodger die Agentur Magnum Photos in New York. Er traf Gandhi in Indien, kurz, bevor dieser ermordet wurde, dokumentierte die Gründung der Volksrepublik China und durfte als einer der ersten ausländischen Fotografen nach dem Beginn des Kalten Krieges in die Sowjetunion einreisen. 1955 erhielt Henri Cartier-Bresson als erster Fotograf die Möglichkeit, seine Bilder im ehrwürdigen Louvre auszustellen.
Henri Cartier-Bresson starb am 3. August 2004 in Montjustin, Alpes-de-Haut-Provence. Seine Frau, die Magnum-Fotografin Martine Franck, kümmerte sich mit der Fondation Henri-Cartier-Bresson um seinen künstlerischen Nachlass.
Henri Cartier-Bresson - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Henri Cartier-Bresson -
Belgien
Henri Cartier-Bresson -
Mexiko
Henri Cartier-Bresson -
Bingen
Henri Cartier-Bresson -
MEXIKO
Henri Cartier-Bresson -
MEXIKO