Carl Gustav Carus

Carl Gustav Carus - Hochbegabter Wissenschaftler mit romantischem Kunstsinn

Carl Gustav Carus wurde am 3. Januar 1789 in Leipzig geboren. Der Sohn einer Färberfamilie wuchs auf in Mühlhausen und Leipzig, wo er drei Jahre lang die Thomasschule besuchte und im Anschluss Botanik, Chemie, Medizin und Physik an der Universität Leipzig studierte. Als besonders einflussreich unter seinen Lehrern erwies sich der Naturphilosoph Ernst Platner mit seiner Einbeziehung von Ästhetik und Psychologie in die wissenschaftliche Arbeit. Schon während seines Studiums nahm Carl Gustav Carus Zeichenunterricht. Seine außergewöhnliche Begabung und Vielseitigkeit trug schnell Früchte: Bereits im Alter von nur 22 Jahren hatte Carus zwei Doktorgrade erworben und hielt erstmals in Deutschland Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Während der Völkerschlacht leitete er ein provisorisches Lazarett im Vorwerk Pfaffendorf und infizierte sich mit Typhus; nur knapp entging er dem Tod. 1815 trat er in Dresden eine Professur für Gynäkologie an und lernte kurze Zeit später Caspar David Friedrich kennen. Der große Romantiker prägte Carus' Vorstellungen von der idealen Malerei erheblich.

Königlicher Leibarzt, früher Tiefenpsychologe und Naturmaler

Carl Gustav Carus pflegte neben Caspar David Friedrich auch Umgang mit Alexander von Humboldt, Ida von Lüttichau, Ludwig Tieck und Johann Wolfgang von Goethe. Insbesondere dem vierzig Jahre älteren Dichterfürsten brachte Carus tiefe Verehrung entgegen. König Anton von Sachsen ernannte Carl Gustav Carus zu seinem Leibarzt; mit seiner philosophischen Lehre vom Un-Bewusstsein wurde er zum Vorläufer der Tiefenpsychologie. Während seiner Reisen mit den sächsischen Prinzen traf er zahlreiche Geistesgrößen und sammelte viele wertvolle Anregungen, die er in seinen Gemälden und Zeichnungen verarbeitete. Als Maler orientierte er sich an seinem Zeitgenossen Friedrich, mit dem er 1819 auf die Insel Rügen reiste. Die Wanderungen beider Künstler über die Insel beeindruckten Carus sehr, er fand hier eine Urnatur, die er in verschiedenen Bildern sowie einem Reisebericht festhielt. In bester romantischer Tradition bemühte sich Carl Gustav Carus um die ideale Landschaftskomposition und entwarf helle Mondnächte, zerklüftete Gebirge, verwunschene Wälder und geheimnisvolle Ruinen. Spätere Reisen führten ihn nach England, Frankreich und Schottland.

Das Verständnis von Mensch und Natur als Gesamtkunstwerk

Carl Gustav Carus entfernte sich mit den Jahren immer deutlicher von dem zu Anfang übermächtigen Vorbild seines Freundes Caspar David Friedrich. Es kam schließlich zum offenen Zerwürfnis und Carus bezeichnete den berühmten Malerfreund als einen kranken Menschen mit zerrissenem Geist. Trotz seiner intensiven künstlerischen Betätigung blieb er immer auch Mediziner und Naturwissenschaftler und verfasste zahlreiche Abhandlungen zu verschiedenen anspruchsvollen Themen. Viele seiner Thesen und Gedanken wirken heute überholt und lassen deutlich das geistige Kind der Romantik erkennen. Carl Gustav Carus suchte fortwährend nach den verborgenen Zusammenhängen hinter den Phänomenen der Natur. Auch als Mediziner verstand er die richtige Behandlung als Konglomerat aus Ernährung, Umgebung und Umgang. Wissenschaftliche Arbeit und künstlerische Tätigkeit gingen bei Carus Hand in Hand und galten demselben Ziel, einem umfassenden Verständnis des Lebens.

Carl Gustav Carus starb am 28. Juli 1869 in Dresden.