Rolf Cavael – Die Laufbahn begann mit verbotenen Bildern
Rolf Cavael wurde am 27. Februar 1898 in Königsberg in Preußen geboren. Schon während seiner Schulzeit begeisterte sich der Sohn eines Architekten und Studienrats für die bildende Kunst. Der Vater, der sich nebenbei auch als Musikkritiker begegnete, sorgte für Geigenunterricht und nahm seinen Sohn auch zu verschiedenen Opernaufführungen mit. In Frankfurt studierte Rolf Cavael an der berühmten Städelschule angewandte Grafik und Typografie. 1931 kam es zu einer Begegnung mit dem russischen Maler Wassily Kandinsky, die Cavaels spätere Entwicklung stark beeinflusste. Allerdings stand seine Karriere als freischaffender Künstler in Berlin zunächst unter keinem guten Stern, denn seine erste großen Ausstellung im Jahr 1933 wurde von den braunen Machthabern noch am Eröffnungstag wieder geschlossen – die abstrakte Malweise, die sich Rolf Cavael als Autodidakt angeeignet hatte, passte nicht zum nationalsozialistischen Kunstverständnis. Versuche, sich im Verborgenen als abstrakter Maler zu etablieren, scheiterten infolge einer Denunziation; Cavael erhielt Malverbot, wurde verhaftet und für neun Monate im Konzentrationslager Dachau interniert.
Unbehagen mit dem Begriff der Abstraktion
Rolf Cavael malte abstrakt, mochte aber diesen Begriff nicht. Er selbst verstand seine Kunst als »absolut«, denn obwohl er seine Bilder nicht naturalistisch gestaltete, stand er der Natur nicht so ablehnend gegenüber, wie es bei vielen abstrakten Malern seiner Zeit der Fall war. Als Schüler hatte er Pflanzen, Steine und Schmetterlinge gesammelt und die Naturkunde neben der Malerei und der Musik zu seinen Lieblingsfächern gezählt. Dementsprechend fand die Natur auch Eingang in das künstlerische Schaffen Cavaels, wenn auch auf mittelbare Weise: Wie ein Komponist Empfindungen und Gegenstände in Töne übersetzt, so übersetzte Rolf Cavael in seiner »absoluten« Malweise die Natur in Farben und Formen. Nicht von ungefähr rührt der Vergleich, dass seine Bilder mitunter an den Blick durch ein Mikroskop erinnern, aber auch die tiefverwurzelte Neigung zur Musik ist den ungegenständlichen Kompositionen Rolf Cavaels deutlich anzumerken.
Ein lehrender Vermittler der abstrakten Kunst
Rolf Cavael betrachtete es stets als Verpflichtung des Künstlers, neben der praktischen Ausübung der Kunst auch für eine Vermittlung der ihr zugrunde liegenden theoretischen Gedanken zu sorgen. Bereits unmittelbar nach seiner eigenen Ausbildung ergriff er deshalb selbst den Lehrberuf, unterrichtete an der Städtischen Handelsschule in Frankfurt angewandte Grafik. 1949 gehörte er neben Willi Baumeister, Gerhard Fietz, Rupprecht Geiger, Fritz Winter, Brigitte Matschinsky-Denninghoff und Willy Hempel zu den Gründern der Gruppe ZEN 49, die sich für eine bessere Verständlichkeit und allgemeine Akzeptanz der ungegenständlichen Kunst einsetzte. Von 1956 bis 1973 lehrte er in München an der Volkshochschule; 1958 wurde der bereits voll etablierte Künstler zur Biennale in Venedig eingeladen. Für sein Werk erhielt Rolf Cavael Preise und Auszeichnungen, so wurde er unter anderem 1978 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und dem Lovis-Corinth-Preis geehrt.
Rolf Cavael starb am 6. November 1979 in München. Seine Ehefrau Dorothea Cavael kümmerte sich bis in ihr 100. Lebensjahr hinein um den künstlerischen Nachlass ihres Mannes.
Rolf Cavael - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: